In der Fabrik arbeitete er mit Eisen, als Dichter mit Worten: Am 19. September 1931, heute vor 90 Jahren, starb der gebürtige Schorndorfer Ludwig Palmer. Als Schriftsteller verfasste er über 350 Gedichte und Kurzgeschichten. Ein Gedicht widmete er der Burg Wäscherschloss und setzte damit dem berühmten Staufergeschlecht ein poetisches Denkmal.
Vom Arbeitersohn zum Dichter
Ludwig Palmer wurde am 24. Oktober 1856 in Schorndorf im damaligen Königreich Württemberg geboren. Schon früh in seinem Leben übernahm er Verantwortung: Nach dem Tod seines Vaters, ein einfacher Handwerker, sorgte er für seine kränkliche Mutter und seine Schwester. Als Fabrikarbeiter verdiente er jedoch nur so viel, dass es für ein bescheidenes Leben reichte. Wie Familie Palmer erging es damals vielen Familien in Württemberg: Arbeiterinnen und Arbeiter machten die Industrialisierung ihrer Heimat im 19. Jahrhundert erst möglich. Trotz der kräftezehrenden monotonen Arbeit in einem eisenverarbeitenden Betrieb fand Ludwig Palmer die Muße und Zeit, eigene Gedichte, Humoristisches und Kurzgeschichten zu verfassen. Palmer war Autodidakt: Das Schreiben brachte er sich selbst bei.
Die Wiege der Staufer
Eine Auswahl seiner Werke erschien 1895 als Sammelband „Gedichte eines Arbeiters“ in der Stuttgarter „Deutschen Verlags-Anstalt“. 1921 legte Ludwig Palmer mit dem Sammelband „Spätsommer“ sein zweites schriftstellerisches Werk vor. Darin veröffentlichte er das vierteilige Gedicht „Wäscherschlösslein“, mit dem er die kleine Schwester des Hohenstaufen bei Wäschenbeuren würdigt. Im Kreuzreim beschrieb Palmer die Umgebung der Burg, die hügelige Landschaft der Schwäbischen Ostalb. Von der Ruhe und Abgeschiedenheit der Burganlage beeindruckt, wünschte sich der gebürtige Schorndorfer selbst in das Wäscherschloss: Hier wäre er gerne dem Lärm und dem Druck der Welt entflohen.
Die Geschichte des Stauferortes in Gedichtform
Das Gedicht thematisiert auch die historische Bedeutung der Burg: Als Wehranlage hatte die Burg Wäscherschloss, auch Wäscherschlössle genannt, einen einzigen Zweck ‒ sie diente der Sicherheit des Hohenstaufen; der Hauptsitz der Staufer lag, und liegt, in Sichtweite. Bereits zu Zeiten Ludwig Palmers entwickelte sich das Wäscherschloss zu einem Anlaufpunkt der Stauferverehrung. Um ihre Verbindung zu den berühmten Herrschern ranken sich jedoch Legenden: Die Burg gilt als Wiege der Staufer – zu ihrer Zeit wurde sie erbaut. Bis heute ist nicht belegt, ob jemals ein Staufer hier gewohnt hat. Nach Palmers Tod am 19. September 1931 sollte es noch bis 1977 dauern, bis die Burg nach Renovierungsarbeiten als Museum geöffnet werden konnte.
DAS „WÄSCHERSCHLÖSSLEIN“
„Vom Tannenwald umgeben,
Der rings dem Berg entsproß,
Liegt öd und ohne Leben
Das kleine Wäscherschloß!
Verriegelt ist die Pforte,
Nicht weckt den Widerhall
An diesem stillen Orte
Kampfruf und Waffenschall.
Verträumt und weltverloren,
Ein Denkmal alter Zeit,
Darin ward einst geboren
Der Staufen Herrlichkeit,
So steht die Burg im Grünen,
Waldtäler links und rechts,
Die Wiege eines kühnen
Und adligen Geschlechts.
Ist Staufens Prunk und Zier,
Im Grabe sind vermodert
Die Helden vom Turnier;
Nur diese stille Klause
Bot Trotz dem Zeitensturm,
Fehlt auch am alten Hause
Der längst zerfallne Turm.
Könnt’ ich hier einsam wohnen,
Befreit vom Druck und Zwang,
Würd’ mich die Welt verschonen
Mit ihrem Lärm und Drang,
Ich schrieb’ an Tor und Türen:
„Nimm, Fürwitz, dich in acht,
Die edlen Herren von Büren
Sind wieder aufgewacht.“
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Burg Wäscherschloss
Wäscherhof 1
73116 Wäschenbeuren
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