Am 30. April 1274 verpfändete der Adlige Walter von Limpburg einen „Turm bei Staufen“ an seinen Schwiegersohn Ulrich von Rechberg und dessen Brüder. Der Turm bei Staufen – das war der Vorläufer des späteren Wässerschlosses. Diese Urkunde vom 30. April ist damit die erste bekannte Erwähnung der Burg Wäscherschloss. Der Vertrag sollte lange Wirkung haben: Über Jahrhunderte blieb der Besitz in der Hand der Herren von Rechberg. Erst 1857 kam die Burg Wäscherschloss, direkt unter dem Hohenstaufen bei Göppingen gelegen, in den Besitz von Württemberg – fast 600 Jahre später.
Ein mittelalterliches Pfandgeschäft
Am 30. April 1274 kommt es zu einem folgenreichen Geschäft für die spätere Burg Wäscherschloss und das umliegende Gebiet: Walter von Limpburg, aus der schwäbisch-fränkischen Adelsfamilie der Schenken von Limpburg, verpfändete seinen „Turm bei Staufen und Umgebung, allgemein bekannt als „burchsez“, mit allen seinen Besitzungen und Leuten“ (lateinisch: „turrem nostram in Stofen et aream, quod vulgo dicitur burchsez, cum omnibus possessionibus et hominibus nostris“). Gegen 450 Pfund Heller erhielt Walters Schwiegersohn Ulrich von Rechberg und dessen Brüder zudem das Patronatsrecht der Kirche – also den Besitz des Kirchengebäudes und das Recht, die Pfarrer einzusetzen – in Giengen an der Brenz.
Die erste Erwähnung noch ohne den späteren Namen
Die Urkunde über das Rechtsgeschäft ist ein wertvolles historisches Dokument: Der Text bietet die erste Erwähnung des späteren Schlosses. Zudem war es dieser Vertrag der die Geschichte der Burg Wäscherschloss für fast 600 Jahre bestimmen sollte. Dieser erste schriftliche Nachweis der Burg gehört in eine Zeit, als die Staufer schon fast eine Generation lang nicht mehr die Geschicke der damaligen Welt lenkten. Kaiser Friedrich II. war seit 1250 tot, seine Nachfolger nicht anerkannt. 1268 wurde der letzte der Staufer, der junge Konradin hingerichtet.
Die Ursprünge der Befestigung
Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Turm, der zwischen 1220 und 1250 erbaut wurde, um den Kern des späteren Wäscherschlosses. Der Bauherr lässt sich nicht zweifelsfrei identifizieren. Vermutlich war es ein hoher „Reichsbeamter“ im Gefolge der Staufer Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II. Zur Nutzung wurde der strategisch gelegene Turm verschiedenen Ministerialen überlassen. Ministeriale waren unfreie Dienstmänner eines Adligen. Ein solcher Dienstmann war auch Konrad von Staufen, der den Beinamen „der Wascher“ trug. Er wohnte hier bis 1274.
Österreicher Besitz – Mitten in Württemberg
Das Familie der Schenken von Limpurg löste das Pfand niemals aus. Über mehrere Generationen blieb der Besitz daher in den Händen der Herren von Rechberg. 1380 wurde die Anlage 1380 zum ersten Mal als „Weschenburg“ bezeichnet. Mit dem Aussterben der Adligen von Rechberg fiel die „Wäscherburg“ 1599 an Österreich. In deren Hand blieb das umliegende Gebiet und die Burg, die zum Schloss ausgebaut wurde, wiederum Jahrhunderte. Erst 1805 kam das Rittergut Wäschenbeuren an Württemberg. Das Schloss selbst war jedoch weiter im Besitz Österreich. 1857 wurde es gegen die stolze Summe von 155.000 Gulden an Württemberg verkauft. Heute ist das Wäscherschloss eine der Sehenswürdigkeiten an der Straße der Staufer, an der sich die Geschichte des großen schwäbischen Kaisergeschlechts erkunden lässt – und in normalen Jahren ein beliebtes Ausflugsziel.
Service und Information
Aktuell ist die Burg Wäscherschloss wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.
www.burg-waescherschloss.de
www.schloesser-und-gaerten.de
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