Gibt es ein Leben nach dem Tod? Manche Menschen werden auf diese Frage mit einem eindeutigen Nein antworten, andere mit einem ebenso eindeutigen Ja. Doch viele sind sich da gar nicht so sicher. Im Alltag stellt sich diese Frage kaum, es sei denn ich werde durch das Sterben eines geliebten Menschen oder durch die Diagnose einer schlimmen Erkrankung jäh mit der Tatsache konfrontiert, dass unser Leben endlich ist. Sobald wir zur Welt kommen, steht bereits fest, dass wir sterben werden – die einen früher, die anderen später. Und dann? Ist dann alles aus und vorbei? Oder kommt dann noch etwas?
Obwohl der Glaube an die Auferstehung von den Toten der Kern des christlichen Glaubens ist, tun wir uns doch so unendlich schwer, zum Ausdruck zu bringen, was das wirklich sein soll. Dass es viel leichter ist, über Leid und Tod zu sprechen, lässt sich schon im Neuen Testament erkennen: Da wird ausführlich und sehr übereinstimmend in den vier Evangelien über den Leidensweg und das Sterben Jesu berichtet, während Worte für die Schilderung der Auferstehung Jesu schwer zu finden scheinen. Selbst die engsten Freundinnen und Freunde Jesu können nicht fassen und begreifen, dass Jesu Macht der Liebe stärker ist als der Tod. Sollten wir also besser schweigen als reden über etwas, was wir letztlich gar nicht begreifen geschweige denn beweisen können?
Jesus nimmt drei seiner Jünger mit auf einen Berg. Dort werden sie Zeugen seiner „Verklärung“. Sie sehen ihn lichtumstrahlt im Gespräch mit längst verstorbenen Propheten des Alten Bundes – eine Situation, die sie nicht verstehen können, von der sie dennoch erahnen, dass sie alle irdischen Dimensionen sprengt: Der Himmel war erfahrbar auf die Erde gekommen, Ewigkeit spürbar mitten in der zeitlichen Begrenztheit. Dieses überwältigende Erlebnis möchten sie festhalten: Hütten wollen sie bauen, damit die Begeisterung bleiben kann. Aber das Unerwartete, das Überwältigende entzieht sich ihnen so schnell, wie es sie überfallen hatte. War das nur ein Traum? Oder geschah das ihnen tatsächlich?
Auferstehung können wir nicht beweisen. Der Kern unseres christlichen Glaubens lässt nicht über sich verfügen, lässt sich nur erahnen, erhoffen, glauben…
Wenn ich am Grab eines geliebten Menschen stehe und das Dunkel vor mir sehe, erfasst mich unendlich große Trauer. Doch diese ist nie absolut. Ein kleine Funke Hoffnung, ein leises Ahnen, das kann nicht alles gewesen sein, schleicht sich in die Trauer. Diesem Funken will ich Nahrung geben, es wagen, Gottes Macht der Liebe zu glauben. Das Evangelium von der Verklärung Jesu lädt mich ein, mutiger über mich selbst hinaus zu denken, meine eigene Begrenztheit hinter mir zu lassen: Die Liebe ist stärker als der Tod…
Pastoralreferentin Agnes Steinacker-Hessling, Rechberghausen/Wäschenbeuren