Letzten Sonntag besuchte ich das Göppinger Konzert auf dem Schlossplatz anlässlich des Tages der Musik. Schöne Harfenmusik und Jazz konnte man vor dem Schloss genießen. Eine gute Stimmung herrschte. Ich dachte bei der vielfältigen Zuhörerschaft an ein biblisches Wort: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und schuf sie als Mann und Frau“. Alle sind Geschöpfe Gottes, ob jung oder alt, gesund oder gebrechlich, heiter oder nachdenklich. Und ich empfand es als Glück, zu dieser Vielfalt von Gottes Geschöpfen zu gehören.
Manchmal aber fällt es schwer, sich an der Menschheit zu freuen. Dann verstellt der eigene Kummer oder die Sorgen den Blick auf diese wunderbare Vielfalt. Manchmal zweifelt man angesichts der Bosheit von Menschen, ihrer Gewalttätigkeit oder religiösem Fanatismus an der Ebenbildlichkeit Gottes. Dann muss ich an Jesus denken, der das besondere Ebenbild Gottes war. Vergebungsbereit, zugewandt, er nahm die Menschen in ihrem Sosein an. Mit dieser Wertschätzung verwandelte er heillos verstrickte Menschen.
Wie vielfältig hat Gott die Natur gemacht – auch sie ist Gottes Ebenbild, unendlicher Artenreichtum. Eine Schönheit in der Schöpfung nach der anderen. Am Dienstag kam ein Artikel über Jungtiere in der NWZ. Als Untertitel stand: „Im Frühsommer ist die Natur voller Jungtiere. Diese brauchen besonderen Schutz, damit die biologische Vielfalt erhalten bleibt, unterstreicht der Göppinger Naturschutzbund.“ Tragen wir das unsere dazu bei zur Bewahrung der Vielfalt in der Schöpfung.
In der gleichen Zeitungsausgabe war ein Artikel über die Kirchensanierung in der Eislinger Christuskirche zu finden. Dort heißt es u.a.; „Auch die Gottesdienste an sich unterliegen einem Wandel, es gibt mehr Vielfalt.“ Ja, in unseren Kirchen gibt es viel Wandel, die verschiedenen Glaubenseinstellungen haben mehr denn je ihren Platz. Vielfalt in der Einheit des christlichen Glaubens an Gott kann gelebt werden, im Dialog mit anderen Religionen und ihren Prägungen.
Nicht zuletzt gibt es Aktionsbündnisse, die das Motto „Vielfalt statt Einfalt“ tragen und sich für Offenheit und Pluralismus in der Gesellschaft einsetzen, aber auch zum Thema Inklusion Stellung nehmen oder gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Strategien entwerfen.
Ich jedenfalls freue mich an der gesellschaftlichen und religiösen Vielfalt in unserem Land und empfinde diese als Bereicherung in unserem Miteinander. Sie auch?
Pfarrerin Heike Müller-Volz,
Evang. Kirchengemeinden Holzheim und St. Gotthardt