Boßlertunnel im Rohbau fertig: Bahn feiert Tunneldurchschlag

Drei Viertel der Tunnel auf der Neubaustrecke vorgetrieben • DB-Vorstand Ronald Pofalla: „Bahnprojekt Stuttgart–Ulm bringt einen enormen Attraktivitätsschub für die Schiene“

Die DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH hat unter Beteiligung zahlreicher Ehrengäste den Tunneldurchschlag der zweiten Röhe des Boßlertunnels gefeiert. Die Feier fand am Portal des Boßlertunnels in Mühlhausen im Täle, rund 80 Meter über dem Filstal, statt. Als Redner sprachen Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn AG, Winfried Hermann, Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg, Andreas Boschen, Abteilungsleiter Connecting Europe Facility Department der Europäischen Kommission, Johannes Wenkenbach, Chief Operating Officer der Porr AG, und Gabriele Breidenstein, Patin der Tunnelvortriebsmaschine „Käthchen“.

Mit der Fertigstellung der beiden Röhren des Boßlertunnels im Rohbau sind nun rund 47 Kilometer Tunnelröhren und damit über drei Viertel der Tunnel auf der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm vorgetrieben.

„Das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm bringt einen enormen Attraktivitätsschub für die Schiene als Verkehrsträger der Zukunft. Nach der Schnellfahrstrecke Berlin–München bereiten wir mit Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm nun den nächsten Quantensprung im Bahnverkehr in Deutschland und Europa vor. Mit dem heutigen Durchschlag des Boßlertunnels kommen wir diesem Ziel einen deutlichen Schritt näher“, sagte Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn AG, in seiner Rede.

„Die Neubaustrecke Stuttgart–Ulm ist nicht nur für das Land Baden-Württemberg, sondern von bundes- und europaweiter Bedeutung. Mit dem Boßlertunnel ist ein weiteres, wichtiges Verbindungsstück auf der strategisch wichtigen Ost-West-Schiene geschafft. Ich freue mich, dass die Neubaustrecke so gut vorankommt und dass wir zwei wesentliche Verbesserungen vereinbart haben: den zusätzlichen Bahnhalt in Merklingen und den zweigleisigen Ausbau der Wendlinger Kurve zur Anbindung der Neckartalbahn. Nun ist es wichtig, dass sie auch möglichst bald genutzt werden kann“, sagte Winfried Hermann, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg.

„Ein wichtiger Meilenstein ist heute erreicht beim Ausbau der Strecke Stuttgart–Wendlingen–Ulm. Diese Strecke auf dem Rhein-Donau-Korridor ist ein wichtiger Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes. Die EU fördert den Ausbau mit beträchtlichen finanziellen Mitteln. Die Kapazitätserhöhung und Verkürzung der Reisezeit wird die Attraktivität und die Effizienz des Schienenverkehrs deutlich erhöhen“, sagte Andreas Boschen, Abteilungsleiter Connecting Europe Facility der Europäischen Kommission.

„Der Tunnelbau ist eine der Kernkompetenzen der PORR. Qualität, Verlässlichkeit, die Schonung von Umwelt und Ressourcen und die Arbeitssicherheit sind uns besonders wichtig. Seit 2012 arbeiten wir mit unseren ARGE-Partnern am Projekt Albaufstieg. Der Durchschlag des 8.806 Meter langen, zweiröhrigen Boßlertunnels ist ein wesentlicher Meilenstein dieses Bauvorhabens. Er ist das Ergebnis langjähriger Expertise und hervorragender Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten. Ich bedanke mich bei unseren Mineuren für ihren Einsatz und gratuliere allen herzlich zu diesem Erfolg“, sagte Johannes Wenkenbach, Chief Operating Officer der Porr AG.

„Nur durch die erfahrenen, hochspezialisierten Tunnelbauer ist es möglich, ein Bauwerk dieser Präzision und Komplexität zu errichten. Erst die Tunnelbauer haben „Käthchen“ zum Leben erweckt und eindrucksvoll gezeigt, welche beachtlichen Ergebnisse man gemeinsam erreichen kann“, sagte Gabriele Breidenstein, Patin der Tunnelvortriebsmaschine „Käthchen“.

Nach ökumenischen Segensworten gruben die Mineure im weiteren Verlauf der Durchschlagsfeier mit der Tunnelvortriebsmaschine „Käthchen“ die letzten Meter des Tunnels, bis die Maschine nach nur 14 Monaten Bauzeit erstmals wieder das Tageslicht erblickte.

Der Boßlertunnel

Der Boßlertunnel besteht aus zwei Röhren mit einer Länge von jeweils 8.806 Metern. Der Boßlertunnel ist der längste Tunnel der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm und wird nach seiner Fertigstellung der fünftlängste Eisenbahntunnel Deutschlands sein. Die beiden Röhren wurden aus insgesamt rund 60.000 Tübbing genannten Betonfertigteilen gebaut. Diese wurden in einer eigens errichteten Fabrik im Bereich des Tunnelportals Aichelberg hergestellt. Die Durchbruchstelle befindet sich rund 80 Meter über dem Filstal. Dort wird künftig die derzeit im Bau befindliche Filstalbrücke den Boßlertunnel und den bereits fertiggestellten Steinbühltunnel verbinden.

Vom April 2015 bis zum November 2016 hatte die Tunnelvortriebsmaschine die Oströhre, in der später das Streckengleis Ulm–Stuttgart verläuft, gebaut. Nach der Fertigstellung der Oströhre wurde die Tunnelvortriebsmaschine zerlegt und in Einzelteilen durch den Tunnel zurück an das Portal Aichelberg transportiert. Dort wurde sie wieder zusammengebaut und fit gemacht für das Auffahren der zweiten Röhre, in der künftig die Züge von Stuttgart nach Ulm fahren. Der Bau der zweiten Röhre startete im April 2017 und wurde heute nach 8.806 Metern Vortrieb vollendet.

Boßlertunnel und Steinbühltunnel wurden 2012 gemeinsam an eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen Porr, G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft, ÖSTU-Stettin Hoch- und Tiefbau und Swietelsky Tunnelbau vergeben. Der Auftragswert beträgt rund 635 Millionen Euro.

Die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm

Für die Neubaustrecke sind inzwischen rund 47 Kilometer und damit drei Viertel von insgesamt 61 Kilometern Tunnel aufgefahren. Vor dem Boßlertunnel sind bereits der Steinbühltunnel, der Albabstiegstunnel zum Ulmer Hauptbahnhof sowie zahlreiche weitere kleinere Tunnel und Brücken im Rohbau fertiggestellt worden. Beim Albvorlandtunnel zwischen Kirchheim unter Teck und Wendlingen am Neckar haben die Tunnelvortriebsmaschinen „WANDA“ und „Sibylle“ insgesamt bereits knapp 4.000 Meter Tunnel gegraben. Die Filstalbrücke wächst Meter für Meter in die Höhe und wird nach ihrer Fertigstellung mit 85 Metern die dritthöchste Eisenbahnbrücke Deutschlands sein. Entlang der A8 nach Ulm haben die Renaturierungsarbeiten begonnen.

Reisezeiten

Die Reisezeiten im Fernverkehr werden sich zwischen Stuttgart Hauptbahnhof und Ulm Hauptbahnhof von heute etwa 55 Minuten auf später rund 30 Minuten nahezu halbieren. Im Regionalverkehr liegt die Reisezeit zukünftig bei unter 45 Minuten statt heute zwischen 60 und 80 Minuten. Wichtiger Baustein für die Verkürzung der Reisezeiten ist der heute durchgeschlagene Boßlertunnel.

PM DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH

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