Sonntagsgedanken: „Was man nicht kaufen kann…“
Wieder einmal haben wir ihn hinter uns: den Stress der Vorweihnachtszeit. Stress scheint ansteckend zu sein. Und so tat mir jede Begegnung mit jemandem gut, der sich nicht hatte anstecken lassen vom Druck, was noch alles zu erledigen sei. „Wieso schaust du dir die Nachrichten auf deinem Handy nicht an?“ Wer sich dem Stress ganz bewusst entzieht, muss sich dafür nicht selten rechtfertigen. Was uns das Leben eigentlich erleichtern sollte, wird immer öfter zur Gängelei…
Welch ein Gegenbild sind da die Heiligen Drei Könige, die zusammen mit ihren Sternträgern von Haus zu Haus durch die Straßen unserer Städte und Dörfer ziehen. Sie klingeln an vielen Haustüren, warten geduldig, ob jemand öffnet, freuen sich, wenn sie in die Wohnung gelassen werden, oder ziehen zum nächsten Haus weiter. Das braucht Zeit. Geduld, Ausdauer und Toleranz sind gefragt. Oft wird ihre Mühe belohnt und sie erhalten eine Spende für Kinder in Not. Manchmal treffen sie aber auch auf Unverständnis. Ich habe großen Respekt vor allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die in den ersten Tagen des neuen Jahres nicht zuhause vor dem PC sitzen, sondern bei jedem Wetter mitmachen bei der Sternsingeraktion des Päpstlichen Kinderhilfswerks. In diesem Jahr wird vor allem für Projekte gesammelt, die weltweit dazu beitragen, Kinderarbeit zu vermeiden. Eltern sollten so viel verdienen, dass sie ihre ganzen Familien ernähren und ihre Kinder in die Schule schicken können. So tragen Kinder in unserem Land dazu bei, dass Kinder in armen Ländern eine Zukunft haben. Abends sitzen die Sternsinger dann beieinander und erzählen sich gegenseitig, was sie erlebt haben. Oft bekommen auch sie Geschenke. Sie erfahren, dass sie von vielen Menschen erwartet werden und lassen den Segen Gottes in jedem Haus zurück. Der ist umsonst und nicht mit Geld zu kaufen.
Gleich nach Drei König feiert die Kirche das nächste Fest: die Taufe Jesu im Jordan. Und auch hier geht es um den Segen Gottes, der nicht erkauft werden kann. Gott kam in unsere Welt, um uns den Himmel aufzutun. Wie sehr uns das gut tut, erleben wir, wenn nach Wochen, in denen es nur grau und neblig ist, mal wieder die Sonne scheint. Das Herz geht auf und der Blick wandert in die Weite. Manches, was uns bedrückt hat, fällt mit einem Mal von uns ab. Bei seiner Taufe hörte Jesu Worte, die sein ganzes Wirken in einen größeren Zusammenhang stellten: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Dieses Geschenk behielt Jesus nicht für sich, sondern lässt uns alle daran teilhaben: Jede und jeder ist ein geliebtes Kind Gottes. Das lässt sich nicht kaufen, weder in einem Laden noch online.
Pastoralreferentin Agnes Steinacker-Hessling, Rechberghausen-Wäschenbeuren