Zehn Kinder sind es, die sich zusammengefunden haben zur AG „Wege zur Ruhe“. Jeden Mittwochnachmittag treffen wir uns in einem Klassenzimmer der Grundschule. Wir zünden eine Kerze an, setzen uns im Kreis zusammen, suchen die Stille. Und danach probieren wir die verschiedensten Dinge aus. Wir malen und basteln, hören Geschichten, üben das genau Hinhören und das Beobachten. Wir erkunden die Natur oder auch einmal die Kirche. Immer mit dem Hintergedanken: Wie kommen wir zur Ruhe? Was hilft gegen Stress? Wo können wir durchatmen?
Sie hat etwas mit Achtsamkeit zu tun, diese Suche nach der Ruhe. Es geht darum, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Und auch darum, sich Pausen überhaupt zu gönnen. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Schon die Kinder wachsen auf in einer durchgetakteten Welt. Aktivität reiht sich an Aktivität. Sie wollen etwas leisten, wollen gute Noten schaffen, wollen akzeptiert werden. Nach dem Wochenende geht es darum, wer die tollsten Erlebnisse berichten kann. Wer welche Sorgen hat, darüber spricht man nicht.
Und das ist ja nicht nur bei den Kindern so. Bei uns Erwachsenen ist es doch oft nicht anders. Wer offen über Probleme spricht oder zugibt, dass er nach Ruhe sucht, sieht der nicht überfordert aus?
Von den zehn Grundschülern in ihrer AG können wir da wirklich etwas lernen. Die haben sich gesagt: Es ist mir egal, ob „Wege zur Ruhe“ cool ist oder nicht. Es tut mir gut, deshalb gehe ich hin.
In dem Bibelvers, der uns durch die jetzt beginnende Woche begleiten soll, sagt Jesus: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Matthäus 11,28 Einheitsübersetzung). Ich wünsche mir, dass wir so mutig sind wie die zehn Grundschüler. Dass wir sagen: Ja, es tut mir gut, wenn einer meine Sorgen hört. Ja, es tut mir gut, wenn einer meine Lasten mitträgt. Ja, es tut mir gut, wenn ich zur Ruhe komme. Ich gönne es mir. Und ich gönne es auch dir.
Pfarrerin Miriam Springhoff
73105 Dürnau