Staatliche Krebswarnung für Glyphosat

Ein kalifornisches Gericht hat eine Klage von Monsanto abgewiesen. Damit darf der US-Bundesstaat künftig von den Herstellern verlangen, glyphosathaltige Produkte mit einem Krebs-Warnhinweis zu versehen (http://losangeles.cbslocal.com/2017/03/13/judge-rejects-monsanto-bid-to-block-herbicide-from-california-cancer-list/). Dazu erklärt Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik der Grünen Bundestagsfraktion:

Die Entscheidung ist wegweisend: künftig kann Kalifornien verlangen, Glyphosat-Produkte mit einem Krebs-Warnhinweis zu versehen. Schließlich gibt es unbestreitbar eindeutige Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebs. Nur deshalb haben die Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation das globale Ackergift Nummer eins vor zwei Jahren als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.

Selbst die deutschen und europäischen Behörden, die sich für eine Neuzulassung aussprechen, bestreiten das nicht. Sie sagen nur: bei „bestimmungsgemäßer Anwendung“ bestehe kein Krebsrisiko, beziehungsweise es sei „unwahrscheinlich“. Doch bei einem allgegenwärtigen Stoff wie Glyphosat, von dem jährlich Millionen Liter allein auf deutsche Äcker gespritzt werden, der in vielen Lebensmitteln gefunden wird und den viele von uns sogar schon im Körper haben, ist auch ein vermeintlich geringes Risiko zu groß.

Auch die Europäische Chemikalienagentur ECHA, deren Glyphosat-Gefahrenstoffeinstufung für morgen angekündigt ist, sollte die vorliegenden Hinweise zur Krebsgefahr nicht unter den Tisch fallen lassen. Unabhängig davon gibt es genügend weitere Gründe, die dagegen sprechen, das Ackergift für 15 Jahre neu zuzulassen, wie es sich die Hersteller wünschen.

Eine wachsende internationale Bewegung hat weltweit Schäden durch Glyphosat an Menschen, Tieren und Umwelt dokumentiert. Eine Europäische Bürgerinitiative (EBI) hat innerhalb weniger Wochen über 450.000 Unterschriften gegen Glyphosat gesammelt. Sie alle verlangen zu Recht nach dem Vorsorgeprinzip. Im Zweifel muss der Schutz der Bevölkerung  und der Artenvielfalt Vorrang haben vor den Interessen von Bayer, Monsanto und Co.

Industrialisierte Landwirtschaft, die Glyphosat und andere Pestizide zum regulären Teil ihres Systems macht, ist ein Auslaufmodell. Das sieht inzwischen auch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) so. Die Menschen wollen kein Ackergift im Essen, deshalb reagiert jetzt schon der Handel mit schärferen als den gesetzlichen Grenzwerten. Die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung fordert eine globale Abkehr von der pestizidbasierten Landwirtschaft. Eine neue Studie aus Frankreich zeigt, dass weniger Pestizide nicht weniger Ertrag bedeuten.

Glyphosat ist nur ein Teil des Problems. Es geht auf keinen Fall darum, ein Gift durch ein anderes, womöglich noch gefährlicheres zu ersetzen. Die Landwirtschaft muss raus aus der Abhängigkeit von Ackergiften.

 

Hintergrund

Judge Rejects Monsanto Bid To Block Herbicide From California Cancer List
http://losangeles.cbslocal.com/2017/03/13/judge-rejects-monsanto-bid-to-block-herbicide-from-california-cancer-list/

PM

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