Sonntagsgedanken: Losungen 2017

In manchen asiatischen Restaurants bekommen die Gäste zum Nachtisch oft die sogenannten Glückskekse mit schlauen Sprüchen oder Weisungen für das eigene Leben. Das kann lustig, aber auch ernst sein. Manchmal passt es, manchmal gar nicht. Das kommt immer auf den Inhalt und auf die Haltung an.

Sprüche und weise Sätze beherrschen auch das Internet. Im Facebook, auf Instagram oder Twitter findet man zu jedem Thema einen Spruch. Und sie werden fleißig kommentiert und geliked.

Bei einer Taufe wird in der evangelischen Kirche ein Taufspruch gesucht. Ein Wort aus der Bibel, das für das Kind passt oder etwas, das wir unserem Kind für das Leben wünschen. Der bekannteste Taufspruch ist aus dem Psalm 91: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten, auf allen deinen Wegen.“

Ehepaare, die kirchlich heiraten, suchen sich ein biblisches Wort für den gemeinsamen Weg. Wahrscheinlich kommt Ihnen das Wort aus dem 1. Brief an die Korinther sehr bekannt vor: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Mit solchen Worten, Sprüchen und Versen können wir unser Leben begleiten lassen, können zum Nachdenken kommen.

Eine Möglichkeit, jeden Tag so zu beginnen, auch für diejenigen ohne soziale Medien, ist das Losungsbuch (in jedem gut sortierten Buchhandel). Jeden Tag findet sich dort ein biblisches Wort aus dem Alten Testament, ein passendes Wort aus dem Neuen Testament und ein Gedicht, ein Lied, ein Gebet oder ein weiser Spruch.

Die Losungen werden von der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine seit 1731 herausgegeben. Jedes Jahr im Frühjahr werden in Herrnhut die Losungen für das überübernächste Jahr gezogen oder »gelost«. Der zeitliche Vorlauf von drei Jahren wird vor allem deshalb benötigt, weil die Losungen dann noch in mehr als 50 Sprachen übersetzt werden müssen. Eine spannende Sache und eine einfache Möglichkeit, mit dem Wort Gottes jeden Tag zu beginnen und über sein eigenes Leben und Handeln nachzudenken.

„Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen? Warum verachten wir denn einer den anderen?“ – dieses Wort aus dem Buch des Propheten Maleachi ist für den Sonntag 15. Januar 2017 gelost worden. Vor über drei Jahren. Noch bevor wir das „Flüchtlings- und Islamsproblem“ hatten. Lange vor den Anschlägen in Nizza und Berlin. Ja, diese Worte aus dem Buch des Propheten Maleachi sind sogar älter als 2.500 Jahre.

Es ist eine große Sehnsucht in uns. Sehnsucht nach Frieden, nach einem guten und friedlichen Miteinander. Seit mindestens 2.500 Jahren, oder vielleicht seit Beginn der Welt, seit immer.

Wir können die Welt nicht verändern. Aber jeder von uns kann sich selbst verändern. Begleitet von Sprüchen aus den Glückskeksen, vielleicht mit einer Facebookgruppe oder mit den biblischen Worten aus dem Losungsbuch (übrigens auch als App für ein Smarthone erhältlich).

Das wäre doch ein sinnvoller Neujahrsvorsatz.

Und am Montag wartet die Losung aus dem Propheten Jeremia: „Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.“ 

Gott sei Dank!

Pfarrerin Magdalena Smetana

Ev. Kirchengemeinde Gruibingen

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