…Glauben Sie wirklich, dass es da Jemand gibt, der sich für dieses Sandkorn interessiert?“, fragte mich in den vergangenen Tagen eine Frau. „Ich nämlich vertraue nur auf mich selbst“, fügte sie noch hinzu.
Ja, es ist wirklich unglaublich dieses Wunder, unglaublich, dass Jemand sich nicht nur für dieses Sandkorn Erde interessiert, sondern, dass er diese Erde so wunderbar geschaffen hat, mit all den Blumen und Tieren, Landschaften und Jahreszeiten.
Ja, es ist wirklich unglaublich dieses Wunder, unglaublich, dass Jemand sich für mich persönlich interessiert, dass dieser Jemand von Anfang an sein JA zu mir sagte, dass Er mich führt und leitet, mir Kraft gibt und den Weg zeigt.
Ja, es ist wirklich unglaublich.
Doch manchmal gibt es im Leben Situationen, wo dieser Jemand sehr weit weg zu sein scheint. Wenn die Freundin und Mutter von drei kleinen Kindern an Krebs erkrankt, wenn Kinder im Mutterleib sterben, wenn Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, wenn der Hass immer wieder aufs Neue die Welt beherrscht.
Dann fange ich an zu zweifeln und mit dem Psalm 22 zu rufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe“.
Es sind bittere Momente, wenn man das Gefühl hat, Gebete, Schreie nach Gott verhallen einfach ungehört. Aber wer so nach Gott schreit, ist in bester Gesellschaft. Jesus hat so zu Gott geschrien. Damals, als er gekreuzigt wurde. Das Kreuz ist durch ihn zum Zeichen geworden für all Leid, Schmerz und Gewalt. Es erinnert an das Schweigen Gottes, das so schwer auszuhalten ist.
Und zugleich ist das Kreuz ein Hoffnungszeichen. Es erinnert uns daran, dass wir mitten in allem Leid nicht allein sind.
Und das gibt mir die Kraft, die Ruhe und Zuversicht: Es ist doch Jemand da, der mich trägt, der mir Kraft gibt, der mich begleitet und segnet. Denn er sagte: „Ich bin bei dir, alle Tage, bis ans Ende der Welt.“
Pfarrerin Magdalena Smetana
73344 Gruibingen