Ökologisch erzeugte Lebensmittel waren im Jahr 2015 wieder sehr beliebt. Im Wert von 8,62 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr Bioprodukte in Deutschland gekauft.
„Besonders wichtig ist, dass Verbraucherinnen und Verbraucher darauf vertrauen können, dass Bioprodukte in heimischen Regalen rückstandsfrei sind und die versprochene Qualität auch tatsächlich haben. Dieses Vertrauen wollen wir fördern – deswegen werden wir unser erfolgreiches Ökomonitoring intensiv fortsetzen. Das Ökomonitoring 2015 zeigt: Bioprodukte entsprechen grundsätzlich den Vorschriften zum Verbraucherschutz. Wo Bio draufsteht, ist in aller Regel auch Bio drin“, sagte Verbraucherminister Peter Hauk MdL am Mittwoch (22. Juni) in Stuttgart.
Das Ökomonitoring sei ein bundes- und europaweit einmaliges Untersuchungsprogramm, das mit wechselnden Schwerpunkten speziell Biolebensmittel unter die Lupe nimmt. „Im vergangenen Jahr hatten die vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUA) insgesamt 620 Bioprodukte für das Ökomonitoring untersucht“, erklärte der Minister.
Ökomonitoring sorgt für Qualität
Schon seit 2002 gibt es in Baden-Württemberg das Ökomonitoring. Seit dem hat sich die Bilanz stetig verbessert – die gezielten Kontrollen von Biolebensmittel zeigen Wirkung. Immer wieder wurden in Kulturen und Produkten Auffälligkeiten festgestellt. In fast allen Fällen verbesserte sich das in den darauffolgenden Jahren. Beispiel Pflanzenschutzmittel: Die Beanstandungsquote bei allen frischen Ökoprodukten ist im Jahr 2015 noch weiter gesunken, nämlich auf 1,1 Prozent (2014: 1,3 Prozent; 2013: 2,8 Prozent). „Da Bio per Gesetz verspricht, auf chemisch-synthetische Pestizide zu verzichten, erwarten Verbraucherinnen und Verbraucher bei Bioprodukten eine besondere Rückstandsfreiheit bei Pestiziden. Unser Ökomonitoring zeigt, dass die ökologisch erzeugten Lebensmittel diesem Anspruch gerecht werden. Verbraucherinnen und Verbraucher können unbesorgt zugreifen“, betonte Hauk.
Aktuell untersucht: Käse
Die Konservierungsstoffe Natamycin und Sorbinsäure sind bei konventionell hergestelltem gereiftem Käse zur Oberflächenbehandlung der Schnitt- und Hartkäse zugelassen. Sie verhindern dort unerwünschtes mikrobielles Wachstum – beispielsweise von Hefen und Schimmelpilzen. Die Verwendung von Konservierungsmitteln muss kenntlich gemacht werden. Und im Gegensatz zu konventionellem Käse ist bei Biokäse die Verwendung dieser Stoffe verboten. Benzoesäure mit ihren Salzen darf Käse generell nicht zugesetzt werden. „Für das Ökomonitoring 2015 wurden 36 Hartkäse-Proben auf Natamycin und 26 davon zusätzlich auf Sorbin- und Benzoesäure untersucht. Es handelte sich um 23 Öko-Käse und 13 aus konventioneller Herstellung. Erfreulicherweise wurde keiner der untersuchten Hartkäse mit den genannten Stoffen konserviert“, sagte der Minister.
Natürlich heißt nicht ungiftig
In den vergangenen Jahren sind natürliche Pflanzengifte wie Tropanalkaloide (TA) in den Fokus der Lebensmittelüberwachung gerückt. TA sind ungesunde Pflanzeninhaltsstoffe, die von etlichen weltweit vorkommenden Pflanzenarten selbst gebildet werden, weil sie sich so vor Fraßfeinden schützen wollen. Wenn sich Samen solcher Pflanzen verteilen, können die Stoffe als Verunreinigung in die Ernte von Nahrungsmitteln gelangen. Beispielsweise sind Hirse und Buchweizen manchmal auf diese Weise verunreinigt. „Das CVUA Sigmaringen hat speziell diese Getreidearten sowie Erzeugnisse daraus verstärkt auf Tropanalkaloide untersucht – für das Ökomonitoring 2015 waren es 65 Proben“, sagte der Minister. 32 Produkte stammten aus ökologischem und 33 aus konventionellem Anbau. Bei 63 Proben waren die Ergebnisse unter der Nachweisgrenze von 0,5 Mikrogramm pro Kilogramm. Lediglich zwei Proben aus ökologischem Anbau enthielten TA – weniger als 5 Mikrogramm pro Kilogramm. Auch das gilt als unbedenklich.
Apfelsaft im Blick
Wenn die Temperaturen steigen, wird gerne auch zu Säften und Fruchtschorlen gegriffen. Die stichprobenartige Untersuchung des Schimmelpilzgiftes Patulin in Apfelsäften wird am CVUA Sigmaringen bereits seit vielen Jahren durchgeführt. Für das Ökomonitoring wurden vergangenes Jahr gezielt 28 Proben von Öko-Apfelsäften auf ihre Patulinbelastung überprüft. Der Vergleich mit 56 ebenfalls untersuchten konventionellen Apfelsäften ergab, dass zwar der prozentuale Anteil von Proben, in denen Patulin nachweisbar war, in etwa gleich war, die Patulingehalte in den Öko-Säften jedoch insgesamt deutlich niedriger lagen.
Vertrauensarbeit geht weiter
Das Ökomonitoring des Landes werde fortgesetzt. „Indem wir Biolebensmittel stetig untersuchen, ergänzen wir die Ökokontrollen in den Betrieben vor Ort sinnvoll“, sagte Minister Hauk. Das Land übernehme so eine wichtige Wächterrolle, die von Verbraucherinnen und Verbrauchern auch gewünscht werde: Verbraucherumfragen belegen, dass die systematische Überwachung von Bioprodukten ganz wichtig ist für das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Ebenso auch eine transparente Darstellung der Ergebnisse: „Da wir mit unserem Ökomonitoring mit Zahlen, Daten und Fakten das Vertrauen in Bioprodukte stärken können, wissen Verbraucherinnen und Verbraucher, dass sie sich auf Bio verlassen können“, betonte Hauk.
Hintergrundinformationen:
Ökomonitoring
2002 hat die Landesregierung das Ökomonitoring eingeführt. Seither kontrolliert die Lebensmittelüberwachung des Landes Baden-Württemberg kontinuierlich und gezielt die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel. So können die Behörden Schwachstellen aufdecken und verhindern, dass Verbraucherinnen und Verbraucher getäuscht werden. Wurden anfangs vor allem Roh-Produkte untersucht, sind längst auch verarbeitete Produkte wie Brot und Wein eingeschlossen. Stetige Kontrollen gibt es zudem für Bio-Gemüse und Bio-Milch. Ergänzend analysieren die Ämter auch Naturkosmetik und Textilien.
Das Ökomonitoring ist ein Gemeinschaftsprojekt der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUAs) in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde für ökologische Produktion in Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Karlsruhe. Die Koordination und Organisation liegt beim CVUA Stuttgart. Informationen zur Arbeit der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter sind unter www.ua-bw.de abrufbar. Unter www.oekomonitoring.cvuas.de finden Sie die Untersuchungsberichte zum Ökomonitoring seit 2002.
Der Bericht ‚Ökomonitoring 2015‘ ist unter www.mlr-bw.de > Unser Service > Broschüren abrufbar.
Ökologischer Landbau in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg werden rund 130.450 Hektar nach den Regeln des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Das sind 9,2 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Land. In Baden-Württemberg arbeiten 3.451 landwirtschaftliche Betriebe (ohne Streuobstbetriebe) nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus. Dies entspricht 8,3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im Land (Stand Februar 2016).
Informationen zum Ökologischen Landbau in Baden-Württemberg sind unter www.bio-aus-bw.de abrufbar. Informationen zur Landwirtschaft gibt es unter www.mlr-bw.de/Landwirtschaft.
PM