Brich mit den Hungrigen dein Brot,
sprich mit den Sprachlosen ein Wort,
sing mit den Traurigen ein Lied,
teil mit den Einsamen dein Haus.
Wenn die Vesperkirche einen Fangesang hätten – so ähnlich wie die Fußballvereine – dann könnte es dieses Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch sein (Nr. 420). Es beschreibt das, was in der Vesperkirche passiert, die nächsten Mittwoch in der Göppinger Stadtkirche wieder beginnt!
Brich mit den Hungrigen dein Brot. Menschen sind eingeladen, in der Kirche eine schmackhafte Mahlzeit einzunehmen. Für wenig Geld können sie satt werden – und manchen merkt man an, dass es für sie nicht selbstverständlich ist, jeden Tag genug zu essen zu haben. Viele Ehrenamtliche sind daran beteiligt, dass Tag für Tag über 200 Essen ausgegeben werden können. Und noch mehr Menschen unterstützen die Vesperkirche mit Geldgaben, mit Kuchenspenden oder einfach dadurch, dass sie mit dabei sind und mehr bezahlen als den geforderten Mindestbeitrag. Wer mehr hat, gibt etwas ab von seinem Überfluss, bricht mit den Hungrigen sein Brot.
Sprich mit den Sprachlosen ein Wort. Ruhig geht es nicht zu in der Vesperkirche. Nichts von andachtsvoller Stille, wie sie sonst in einer Kirche zu Hause ist. Da klappern die Teller, da klirrt das Besteck, da kommen Menschen ins Gespräch miteinander. Manche kommen vor allem deshalb in die Vesperkirche, weil sie dort nicht alleine sind beim Essen, sondern jemand zu Reden finden. Wildfremde Menschen kommen nebeneinander zu sitzen, nehmen Kontakt zueinander auf und überwinden die Sprachlosigkeit.
Sing mit den Traurigen ein Lied. Gesungen wird auch in der Vesperkirche – mindestens beim Eröffnungs- und beim Schlussgottesdienst. Aber auch sonst ist jeden Tag ein geistlicher Impuls dabei. Immer nach dem Mittagsläuten um 12 Uhr bringt jemand ein paar Gedanken mit, einige Anregungen, einen schönen Text, ermutigende Worte. Es kommt zum Ausdruck, dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt, sondern auch von Gottes Worten und von Liedern des Glaubens.
Teil mit den Einsamen dein Haus. Die Stadtkirche wird während der Vesperkirchenzeit zum Gasthaus. Ihre Türen stehen offen für alle Menschen, die kommen möchten. Sie ist eine offene Kirche, in die auch die eingeladen sind, die sonst alleine und einsam wären. Viele Gäste der Vesperkirche sind alleinstehend und genießen es, mit anderen zusammen zu sein.
Sehen wir uns in der Vesperkirche? Ich würde mich freuen!
Dekan Rolf Ulmer
Die Vesperkirche ist vom 6. Januar bis zum 14. Februar von 11:30-13:30 Uhr geöffnet.