Sonntagsgedanken: Was sollen wir tun, worauf kommt es an, was ist in meinem Leben wichtig. Solche Fragen beschäftigen mich hin und wieder, vor allem in Krisenzeiten.

Worauf kommt es uns heute an?

Schaut man, mit Hilfe von Google, welche Wörter heute im Vergleich zu früher verwendet werden, zeigt sich, dass Wörter wie „Ich“, „Erfolg“, „Selbst“, deutlich häufiger vorkommen, als Wörter wie „Gemeinschaft“, „Teilen“ und „Gemeinwohl“. Dem entsprechen Aussagen wie: „Ich selbst bin eine sehr wichtige Person.“ „Ich bin besonders begabt.“

Vergleicht man dies mit verschiedenen Ländern, fällt schnell auf, dass es Kulturen gibt, in denen Gemeinschaft, Kollegialität und Familie einen viel höheren Stellenwert einnehmen. Die Bindung an ein Dorf bzw. eine Stadt, an einen Verein oder an einen Betrieb nimmt in unserer Kultur eher ab. War früher die Arbeitsstelle ein Ort, wo Kollegen gleichzeitig gute Freunde waren, mit denen man auch seine Freizeit verbrachte, ist dies heute immer weniger der Fall.

Eine auf den ersten Blick sichtbare, negative Auswirkung, ist das hohe Risiko der Vereinsamung und der Verarmung. Einsamkeit ist ein ernstes soziales Problem. Alte und Menschen am sozialen Rand sind besonders betroffen. Manchmal fühlen sich einsame Menschen auch noch dafür schuldig, dass sie allein sind.

Auf den zweiten Blick sehen wir, dass unser gesellschaftlicher Weg der Vereinzelung und des individuellen materiellen Erfolgs den tiefsten und größten Teil unseres Menschseins ausblendet: Sind wir Menschen nicht soziale Wesen, aufeinander angewiesen? Werden wir nicht mehr und mehr uns selbst, wenn wir uns selbst verlieren? Sind wir uns nicht am nächsten, wenn wir in einer Aufgabe aufgehen? Sind wir nicht darauf angelegt, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind?

Haben wir nicht andererseits Achtung vor Menschen, die nicht zuoberst das eigene Wohl und den eigenen Erfolg im Blick haben, sondern das Wohl des Andern: als Arzt den Kranken, als Verkäufer das Wohl der Kunden, als Lehrer die Entwicklung der Schüler, als Eltern das Glück der Kinder, usw.?

Ein Wandel in unserer Gesellschaft erfolgt, indem wir (auch) andere Ziele anvisieren: Gemeinschaft, Gerechtigkeit, Gleichheit, Gemeinwohl und Verlässlichkeit.

Wir Menschen, zeichnen uns eigentlich durch Werte wie: Fairness, Solidarität, Sympathie, Gelassenheit und Zuverlässigkeit aus.

Wenn wir uns an diesen „alten“ und „neuen“ Werten orientieren, machen wir zwar die Erfahrung, dass es nicht immer gelingt, diese Werte zu verwirklichen. Doch führt es zur wahren menschlichen Größe, immer wieder neu zu beginnen. So werden wir bescheiden. Das ist das Drama des Menschseins.

Was sollen wir tun, fragten die Menschen vor über 2000 Jahren Johannes den Täufer? Wir stellen uns heute dieselbe Frage. Die Antwort finden wir, wenn wir die Tür zum andern öffnen, wenn wir durch das Tor zum andern durchschreiten. Kierkegaard sagte einmal: „die Tür zum Glück geht nach außen auf.“

Josef Priel

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