Anfang der 90er Jahre wurde der Song „Wind of Change“ von den „Scorpions“ zur Hymne der Wende in Deutschland. Der Sänger Klaus Meine hatte die Idee zu dem Song bei einem Aufenthalt in Moskau 1989, als in der Sowjetunion mit Michail Gorbatschow das Ende des Kalten Krieges begann:
„The future′s in the air, I can feel it everywhere, I’m blowing with the wind of change.“ – Die Zukunft liegt in der Luft, ich kann sie fühlen, überall, ich wehe mit dem Wind der Veränderung.
„Da weht bald ein anderer Wind!“ So hat meine Oma manchmal gesagt, und das war durchaus drohend gemeint: In der Schule, da weht ein anderer Wind. Das ist kein laues Lüftchen wie im Kindergarten, da zählen Leistung, Arbeit, Ordnung und Disziplin!
Heute weht auch ein anderer Wind, nicht mehr ein Wind der friedlichen Zukunft. Wörter wie Kriegstüchtigkeit und Aufrüstung kriechen wieder aus den Ecken und bestimmen die Diskussionen. Die Welt hat sich verändert, aber anders als wir es in den 90er Jahren erwartet und erhofft haben. Statt Annäherung herrschen wieder Abgrenzung, Machtkampf und Egoismus.
Am Sonntag feiern wir Pfingsten, auch da weht ein neuer Wind. In der Pfingstgeschichte heißt es: „Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle zusammen, die zu Jesus gehörten. Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. … Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt.“ Ein „wind of change“ war Gottes Geist damals: Die Jüngerinnen und Jünger blieben nicht länger für sich, sondern gingen hinaus zu den Menschen und erzählten von dem, was sie verändert hat, von Jesus und vom neuen Leben. Da wehte durch die Straßen Jerusalems der Geist der Verständigung – die frohe Botschaft galt allen und verband alle, woher sie auch kamen.
Veränderungen gibt es in diesen Zeiten genug, in der Welt, in der Kirche, in den Gemeinden. Vieles davon macht uns Angst, Arbeit oder Ärger. Doch wir lassen uns an Pfingsten Gottes Geist um die Nase wehen, den „wind of change“, der uns Mut macht und beflügelt, der uns Veränderungen gemeinsam angehen und gestalten lässt. Möge er Menschen auf der ganzen Welt ergreifen!
Helga Striebel
Evangelisches Pfarramt Türkheim/Aufhausen