Sie müssen lediglich mit gesundem Menschenverstand beobachten und Zusammenhänge erkennen wollen, oder denken Sie vielleicht, dass diese tiefgreifenden Ereignisse schadlos an Kindern, Jugendlichen und deren Eltern vorbeigehen ?
Vor fünf Jahren trat mit dem ersten Lockdown eine weitreichende Kontaktsperre zur Corona – Eindämmung in Kraft, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese tiefgreifenden Ereignisse des Lockdowns und den damit verbundenen Kontaktsperren schadlos an Kindern, Jugendlichen, und Eltern vorbeigegangen sind.
Die Verunsicherung und die plötzlichen Veränderungen im Alltag haben viele Menschen stark belastet. Kinder und Jugendliche, die in einer entscheidenden Entwicklungsphase sind, haben möglicherweise unter Isolation, eingeschränkten sozialen Kontakten und dem Wegfall von gewohnten Strukturen gelitten. Auch Eltern standen vor großen Herausforderungen, sowohl in der Betreuung ihrer Kinder, als auch in der Bewältigung von beruflichen und emotionalen Belastungen.
Die tägliche Praxis als Rettungsfachkraft, und ständige Weiterqualifizierung, gewährten den Einblick nebst der erforderlichen Qualifikation zum fachgerechten Umgang mit Infektionskrankheiten. Man hat gelernt, mit Leben, Krankheit und Tod umzugehen. Und Schutzmaßnahmen gegen Infektionsgefahren, sind in jeder Einsatzlage zu treffen – schon immer !
Schweinegrippe, Vogelgrippe, Sars, HIV, EHEC, BSC , Hepatitis und natürlich auch die Influenza sind und waren meine Wegbegleiter. Doch das was da auf uns zukam, dass hatte die Welt noch nicht gesehen. Ein unsichtbarer, und „gefährlicher Angreifer“ , lähmte das öffentliche Leben, Industrie und Wirtschaft. Pleiten, Jobverluste, psychische Erkrankungen, Suizide, Familiendramen, Trennungen, und die maximale Überforderung der Sozialsysteme waren ernsthafte Folgen.
Die Corona – Ausnahmelage, sorgte für eine außergewöhnlich angespannte Stimmungslage. In öffentlichen Verkehrsmitteln, in Lebensmittelgeschäften, in Kneipen und Gaststätten, auf Ämtern und Behörden, aber auch im Sport- und Freizeitbereich, wurde zunehmendes Aggressionspotential deutlich wahrnehmbar.
Doch auch gesellschaftliche Veränderungen begünstigte diese Entwicklung. Zu nennen wäre in diesem Zusammenhang die Zunahme psychischer Erkrankungen, bei gleichzeitig schlechter werdender medizinischer Versorgungskapazität. Feststellbar war auch eine gewisse Destabilisierung gesellschaftlicher Strukturen, was letztendlich dazu führen kann, dass Gewalt und Aggressionen der Gewaltbereiten nicht in einem deeskalierenden Freundes – oder Bekanntenkreises aufgefangen wird.
Sie müssen lediglich mit gesundem Menschenverstand beobachten und Zusammenhänge erkennen wollen, oder denken Sie vielleicht, dass diese tiefgreifenden Ereignisse schadlos an Kindern, Jugendlichen und deren Eltern vorbeigehen ?
Nicht nur Kliniken könnten von einer möglichen Überlastung betroffen sein, sondern insbesondere auch Facheinrichtungen.
Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten werden einen anzunehmenden Patientenandrang vermutlich nur schwer bewältigen können, denn schon vor Corona war es offensichtlich schwierig, einen zeitnahen Termin bei einem Therapeuten zu bekommen !
Alfred Brandner