Das politische Wort zum Sonntag über Kriegsereignisse vom März 1945 und darüber, wie die Menschen die Demokratie selbst zerstören

Am 6. März 1945 überquerte die US-Army den Rhein bei Remagen und nahm Köln ein, während in Ungarn die Wehrmacht mit dem restlichen erbärmlichen Haufen der ungarischen Pfleilkreuzlern die Plattenseeoffensive startete. Ich schreibe ja fast jede Woche was über die Endphase des Zweiten Weltkriegs, aber ich habe das Gefühl, dass die Vorkommnisse jede Woche wahnsinniger wurden. Die Rote Armee stand kurz davor, im Burgenland Österreich zu erreichen und stand weiter nördlich kurz vor Berlin, während auch im Westen die Befreiung durch die West-Alliierten unvermindert voran ging. Und was befahl die Nazi-Führung? Eine aussichtslose Offensive in Ungarn, um Ölfelder zu sichern. Es wäre sinnvoller gewesen, die eigene Bevölkerung an der Ostfront zu schützen – Stattdessen fielen täglich Menschen den Sowjets in die Hände! Mir fehlen einfach nur die Worte über so viel Menschenverachtung und sinnlose Opfer.

Aber auch heute haben wir große Probleme, die mich befürchten lassen, dass es irgendwann wieder einmal soweit kommt wie 1945 – und daran sind auch viele meiner (West-)Deutschen Landsleute schuld.

Der fortschreitende Niedergang – nicht nur in Deutschland – haben wir durch unser Wahlverhalten mitverursacht. Die Unionsparteien haben Auftrieb bekommen, obwohl sie zunehmend destruktiver und populistischer werden. Das krasseste Beispiel dafür ist Markus Söders Auftritt beim politischen Aschermittwoch in Passau, während in Berlin sondiert wurde:

https://www.tagesspiegel.de/politik/soders-ruckzug-an-den-stammtisch-der-bayern-wie-der-csu-chef-in-passau-mit-dem-bedeutungsverlust-kampft-13320109.html

Bzgl. Aschermittwoch bin ich wie so oft für einen Mittelweg. Man sollte auch so lieb gewonnene Traditionen in schwierigen Zeiten aufrechterhalten, aber sich ein bisschen mäßigen – und das hat Söder definitiv nicht gemacht. Seine Attacken waren teilweise unter aller Sau und allein die Tatsache, dass er nicht beim Sondieren war, ist ein Skandal. Die CSU hat andere gute Redner, die beim Aschermittwoch hätten sprechen können.

Man kann häufig sehen, was passiert, wenn die konservativen Volksparteien den Kompass verlieren. In Frankreich ist die dortige Partei, seit Nicolas Sarkozy Präsident war, in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, während der rechte Racemblement Nacional zur stärksten Kraft wurde. In Großbritannien haben die Torries massiv verloren, während die Rechten stärker werden – ähnliche Tendenzen sieht man in Österreich. In Polen und Rumänien dagegen kämpfen konservative Kräfte couragiert und ehrenhaft gegen Nationalismus und Populismus und erhalten viel Zuspruch, was sich auch positiv auf die Länder auswirkt.

Liebe CDU/CSU, schaut bitte nach Polen und Rumänien und opfert unsere Demokratie nicht kurzfristigen Erfolgen. Die Geschichte wird es euch danken oder euch richten.

Marcel Kunz

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