Sonntagsgedanken: Fastenzeit – Tür zu einem Mehr an Haltung und Leben

„Aller guten Dinge sind drei“ – vielleicht kann dies auch für die begonnene Fastenzeit gelten; denn in der Fastenzeit geht es nicht um weniger, sondern um ein mehr an Leben. Die drei Wege, die u.a. das Matthäus-Evangelium nennt, sind: Gutes tun (Almosen geben), vermehrt Kontakt mit Gott suchen (beten) und sich selbst besser kennenlernen (fasten).

Dabei geht es auch um unsere eigene Haltung. Warum und was tue ich? Ist es Gewohnheit, Erwartung, Angst oder Überzeugung?

Manchmal könnten wir denken, dass unser Verhalten das Wichtigste sei. Doch tiefer liegt etwas, das unser Tun steuert: unsere Haltung. Manchmal stehen Verhalten und Haltung nicht im Einklang.

Notwendig erscheint mir, sich der eigenen Haltung bewusst zu werden. Dazu gehört das Beobachten des eigenen Verhaltens, aber auch das Hören auf die eigenen Gedanken und die Hinweise meines Umfelds. Ein hilfreicher Maßstab ist Jesus selbst. Er lebte eine Haltung der Liebe, der Demut und der Gerechtigkeit. Wo unterscheidet sich meine Haltung von seiner?

Wenn ich mir meiner Haltung bewusst bin, kann ein weiterer Schritt sein, Haltungen zu verändern.  Spirituell würden wir eher von innerer Erneuerung sprechen. Die Bibel spricht im Hebräerbrief (4,12) von Gottes Wort als scharfes Schwert, das unser Innerstes durchdringt. Wer regelmäßig in der Schrift liest oder sie hört, kann feststellen, dass Gottes Geist die eigene Haltung formt.

Und dann geschieht Veränderung auch durch neue Erfahrungen. Manche Haltungen verändern sich erst, wenn Menschen sich auf neue Situationen einlassen. Jesus forderte seine Jünger immer wieder heraus: Sie sollten auf dem Wasser gehen, den Hungrigen dienen … (Lukas 19,1-10).

Veränderung geschieht auch durch Gebet und den Heiligen Geist. Christen glauben, dass eine tiefgreifende Erneuerung nicht allein durch Willenskraft verändert wird, sondern Gottes Wirken in uns notwendig ist.

Doch Haltungsveränderung ist nicht nur eine persönliche Angelegenheit. Unsere Gesellschaft und Arbeitswelt stehen vor großen Herausforderungen. Umso mehr brauchen wir Haltungen wie Vertrauen, Hoffnung und Verantwortung. Statt Härten gegenüber Schwächeren sind Mitgefühl und Barmherzigkeit gefragt. Eine Haltung der Ehrlichkeit, Zusammenarbeit und eine Haltung des Dienens sind wesentlich für eine bessere Zukunft.

Haltungen prägen die Welt zum Guten oder Schlechten.

Vielleicht spüren auch wir den Ruf zu einem Neuanfang, zu Veränderungen. Und dabei könnte ein Maßstab für einen wahren Aufbruch der Blick auf den Maßstab Gottes sein. Denn: Ein Aufbruch, der von Gott kommt, bringt Leben. Er führt zu mehr Gerechtigkeit, mehr Liebe, mehr Hoffnung.

Die 40 Tage der Fastenzeit geben Gelegenheit dazu.

Norbert Köngeter, Stadtdiakon und Betriebsseelsorger der Katholischen Kirche Göppingen

 

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