Am 15. Februar 1945 wurde eine Verordnung zum Bilden von Standgerichten in „feindbedrohten Reichsverteidigungsbezirken“ erlassen, die Zivil- wie Militärpersonen verurteilen dürfen. Für mich trat spätestens damit die Endphase des Zweiten Weltkriegs und damit verbunden der Terror gegen die eigene Bevölkerung ein. Hier eine (vermutlich nicht vollständige) Liste:
Wahrscheinlich wäre diese Liste noch länger, wenn die Abschreckung durch SS und Schergen nicht so groß gewesen wäre, dass sich noch mehr Menschen aufgelehnt hätten. Mir fiel gerade noch ein, dass ein Großonkel mir zu Lebzeiten erzählte, dass er mit einem Freund im Februar 1945 nach einem Bombeneinschlag plünderte und dabei von Wehrmachtssoldaten erwischt wurde. Einer wollte ihn standrechtlich erschießen, zum Glück wurde er von seinem Kollegen davon abgehalten und mein Vorfahre konnte fliehen – sonst hätte ich ihn wohl nie kennengelernt.
Was mich an dieser Stelle allerdings wundert: Eigentlich hätte spätestens da der deutschen Bevölkerung klar sein müssen, wie menschenverachtend das NS-Regime war. Warum hat sich das nicht damals schon kollektiv ins deutsche Gedächtnis eingeprägt und die Mehrheit der Bevölkerung sah sich noch lange Zeit als Opfer und weinte der Nazizeit lange nach? Mir selbst ist nur ein Fall eines Mannes bekannt, der sich offen als Anhänger von Hitler bekannte und 1945 merkte, dass er auf der falschen Seite stand und sich abwandte.
Dann habe ich neulich einen Wallander-Film aus dem Jahr 2005 gesehen, in dem ein Rechter mutmaßlich aus Vorsatz Einbrecher hingerichtet hat. Beim Verhör rechtfertigte er sich, dass in Schweden Täter zu Opfer und Opfer zu Tätern gemacht werden, er sich mit einer Waffe selbst verteidigen müsse, die Polizei nichts tut und Menschen wie er eigentlich die Guten seien. Hätte ich den Film vor 20 Jahren gesehen, hätte ich mir gedacht: „Was für ein Arschloch!“
Heute, 20 Jahre später, denke ich das immer noch, aber muss auch sagen, dass er teilweise recht hat und ich sein Verhalten in Teilen nachvollziehen kann – und das ist mehr als bedenklich! Auch ich habe im Jahre 2025 in Deutschland Zweifel, ob die Polizei noch in der Lage ist, die Bevölkerung zu beschützen und plane den kleinen Waffenschein zu beantragen, woran ich vor Jahren nie gedacht hätte. Auch bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass man sich und unser (West-) deutsches Heimatland unter Umständen mit Waffengewalt beschützen muss, da die Missstände mittlerweile gravierend sind. Nachdem, was ich in 4 1/2 Jahren bei der Deutschen Bahn erlebt habe, gehe ich jetzt schon so weit, dass ich es für gerechtfertigt empfinde, einzelne Leute dort nach Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz Widerstandsrecht zu erschießen, da sie eine Gefahr für unser Land und unsere Demokratie darstellen – ob diese Rechtsauffassung durchsetzbar ist, wage ich zwar zu bezweifeln, aber ich bin sicher nicht der Einzige, der das so sieht.
Um den Bogen zu den Endphaseverbrechen zu spannen: Die Entwicklung, die 1932 zu den Ereignissen 13 Jahre später führte, ist mit unserer heutigen Zeit zu vergleichen – und das macht mir große Angst! Darum lasst uns heute alles dafür tun, dass es nicht so weit kommt. Fangt heute damit an, indem ihr bei der Bundestagswahl eine Partei wählt, die uns nicht in den Abgrund führt und die Probleme angeht. Ein Robert Habeck wäre dafür der ideale Kanzler.
Marcel Kunz