Gelegentlich zog es uns hinein in eine Parallelwelt aus Zigarettenrauch und Alkohol, wo Normalos und Freaks sich vermischen, wo Luden, Prostituierte, Gauner und auch wir als neugierige Jugendliche gemeinsam einen getrunken haben.
1967 und ich denke das klingt nach einer spannenden Zeit in meinem jüngeren Leben! Meine erste Ausbildung zum Glasmacher war eine faszinierende und handwerklich anspruchsvolle Tätigkeit. Es war interessant gewesen, sowohl theoretisches Wissen in der Berufsschule in Göppingen zu erlernen als auch praktische Erfahrungen in der WMF Glashütte in Geislingen zu sammeln. Manche besonderen Erinnerungen und Erfahrungen aus dieser Zeit sind bis heute im Gedächtnis geblieben.
Und es war ein tolles Gefühl zum ersten Mal von zu Hause wegzukommen und die andere Umgebung zu erkunden. Der damals neue Bahnhof mit all seinen Annehmlichkeiten und der Milchbar gleich nebenan war ein lebhafter Ort der unser Interesse wecken konnte. Die Milchbar war in der damaligen Zeit ein beliebter Treffpunkt für viele, und auch abenteuerliche Zugehörigkeiten.
Überdies, in einem Klassenzimmer zu sein, in dem so viele verschiedene Dinge passierten, und die Anwesenheit der Frisörinnen in der Klasse nebenan hatte regelmäßig für einige amüsante Momente gesorgt. In den Sturm- und Drangzeiten war es eine interessante Dynamik, die sich zwischen den Schülern entwickelt hat.
Das war eine aufregende Zeit voller neuer Bekanntschaften und Erlebnisse! Es war immer spannend, neue Kontakte zu knüpfen, besonders in einem Umfeld, in dem man sich noch nicht so gut auskennt. So z.B. mit den Schülerinnen in einem privaten Bildungsinstitut (Maurer) für Büroberufe gleich in der Nähe unserer Schule. Die Mädchen – Idee, in die Disco „Adlerhorst“ zu gehen, war ein toller Plan, und das „Vorglühen“ im Kaufhaus Bilka eine kreative Lösung, um das Budget im Rahmen zu halten. Diese gemeinsamen Unternehmungen schufen unvergessliche Erinnerungen und stärkten die Freundschaften.
Ein Weizenbier im Kaufhaus Bilka und dann direkt zur Disco „Adlerhorst“ – das war eine seither nicht gekannte Atmosphäre. Die große Autorennbahn im Vorraum war ein toller Spaßfaktor, und der Discosound hat für die richtige Stimmung gesorgt. Es war immer schön, wenn man mit Freunden zusammenkam und die Mittagspause mit Musik und Tanz genießen konnte
Wir hatten ziemlich aufregende und unkonventionelle Zeiten erlebt! Es war interessant zu sehen, wie kreativ Schülerinnen und Schüler manchmal waren , um dem
Unterricht zu entkommen. Diese Erlebnisse sorgten für viel Gesprächsstoff und zeigen aber auch, wie wichtig es war, auch mal Spaß zu haben.
Es war schon erstaunlich, dass der Klassenlehrer die Entschuldigungsschreiben, die von unseren Mädchen, und nicht von Erziehungsberechtigten verfasst wurden akzeptiert hatte, auch wenn man sich fragen kann, ob er wirklich an die Geschichten geglaubt hat. Ich denke, manchmal ist es für Lehrer einfacher solche Dinge zu akzeptieren, um den Unterricht nicht zu stören, oder um die Schüler nicht unnötig zu belasten. Es zeigt ggf. auch, dass er ein gewisses Verständnis für die Dynamik in der Klasse hatte.
Na ja, wir haben eine wirklich lebendige und aufregende Zeit in der Berufsschule erlebt. Es war beeindruckend, wie wir es geschafft haben, das Lernen mit so viel Spaß und Gemeinschaftsgefühl zu verbinden. Der regelmäßige Discobesuch in der Mittagspause, war dann eine tolle Möglichkeit den Stress des Schulalltags abzubauen und gleichzeitig die Freundschaften zu pflegen.
Die Erinnerungen an solche Abenteuer, wie auch das gelegentliche „Reinmogeln“ in das Tanzlokal Pflugfelder, sind oft die, die einem ein Leben lang bleiben.
Und wenn die die Mädchen mal nicht anwesend waren, dann packte uns die Abenteuer – Lust. Zahlreiche „Spelunken“ weckten dann unsere Neugier.
Täglich eine neue Entdeckung und nahezu furchtlos ging es hinein in eine Parallelwelt aus Zigarettenrauch und Alkohol, wo Normalos und Freaks sich vermischen, wo Luden, Prostituierte, Gauner und auch wir gemeinsam einen getrunken haben.
Das war für uns Erlebnisgastronomie pur in dieser Zeit.
Foto: Ich als Barkeeper 1983
Alfred Brandner