Sonntagsgedanken: „Ich mache mich auf die Suche…“

Der Alptraum jeder Mutter und jedes Vaters: Das eigene Kind lässt sich nicht mehr finden! Drei unendlich lange Tage suchten Maria und Josef nach dem zwölfjährigen Jesus. Wie viel Angst und Sorge müssen die beiden ausgestanden haben? Heute würde eine große Menge an Polizisten technisch gut ausgerüstet und mit einer Hundestaffel auf die Suche gehen, aber damals?

Maria und Josef fragen in der großen Pilgergruppe, wo der jugendliche Jesus nur abgeblieben sein könnte. Von Stunde zu Stunde muss die Angst angewachsen sein und die Phantasie malt immer schrecklichere Bilder: Was, wenn…? Sie verlassen den Schutz ihrer Pilgergruppe, setzen sich selbst den Gefahren des Unterwegsseins aus und kehren zurück nach Jerusalem. Dort finden sie den  „Ausreißer“, ihren Halbwüchsigen, der Geschmack gefunden hat am Leben der Erwachsenen, die nicht von morgens bis abends ihrem kräftezehrenden Handwerk nachgehen müssen, um ihre Familie zu ernähren. Jesus genießt es sichtlich, im Tempel mittendrin in den Diskussionen der Schriftgelehrten zu sein. Anders als sie wird er später den allmächtigen, ewigen Gott, dessen Name kein Jude aussprechen darf, „Abba“, „Väterchen“ nennen. Der Evangelist Lukas stellt uns hier Jesus als einen pubertierenden Jugendlichen vor, der seine eigenen Wege geht, seine eigene Vorstellung von Gott entwickelt, eigene Prioritäten setzt. Seinen Eltern wird er dadurch fremd. Maria benennt den Schmerz, den die Suche nach ihm in ihr verursacht hatte.

Lass ich mich ein, auf diesen Jesus, der in keine Schublade passt, den ich immer nur ansatzweise kenne, der für mich stets neu und überraschend bleibt? Für mich heißt „glauben“ auf der Suche bleiben, mir kein abschließend festes Bild von Gott zu machen, mit IHM zu rechnen, ohne IHN zu verplanen, ohne IHN für meine Absichten zu benutzen. Für Maria war die Suche nach Jesus mit Sorgen, Angst und Schmerz verbunden – aber auch mit der Erfahrung des Findens! Wie groß muss die Erleichterung gewesen sein, als sie ihren Sohn gesund und munter wiedergesehen hat? Gott lässt sich von uns finden. Gehen wir auf die Suche nach IHM – immer wieder von neuem. Er kennt die Sehnsucht unseres Herzens, die Unruhe, die uns nach mehr Sinn suchen lässt. ER kann und will diese Sehnsucht stillen.

Pastoralreferentin Agnes Steinacker-Hessling, Dekanat Göppingen-Geislingen

 

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