Sonntagsgedanken: Ein Gebet wie ein Kühlschrankbild

Die Türfläche von so manchem Kühlschrank dient als Bildergalerie von Kunstwerken unserer Kleinsten. In vielen Wohnungen finden sich in der Küche, am zentralen Ort, Blätter mit oft einfachen, kreativen Malereien von Kinderhand, angeheftet mit Magneten oder Klebestreifen. Nüchtern betrachtet sind diese Werke im Sinne des Kunsthandels meist nicht besonders schön und besitzen keinen echten Marktwert. Die Besonderheit liegt vielmehr in der Beziehung zu dem Kind, das hier ein einmaliges Werk geschaffen hat, in der persönlichen Widmung des Bildes und in der besonderen Liebe und Hingabe, die in dem Geschaffenen zu erkennen ist.

Ähnlich wie so ein Kühlschrankbild ist vielleicht auch manches unserer Gebete vor Gott. Auch wenn es nicht wirklich wohlfeil formuliert ist, schnell erdacht und konzeptionell unfertig, so ist es doch vor Gott etwas unvergleichlich Kostbares, Einmaliges, Wertvolles. Es ist die Beziehung, die Liebe des himmlischen Vaters zum betenden Menschen, und sicherlich auch die Hingabe und die Hinwendung des Betenden, die das Gebet so besonders macht. Bei Gott findet jedes Gebet einen besonderen Platz in der Aufmerksamkeitszone. „Der Herr ist allen, die ihn rufen, nahe, allen, die ihn aufrichtig rufen.“ (Ps 145,18) Und wie Eltern oder auch Großeltern von ihren Kindern oder Enkeln das Kleine, wenn es von Herzen kommt, wertschätzen, so sagt Jesus, dass der Vater im Himmel, der vollkommen ist, das Beten Seiner Kinder liebt und hört (vgl. Lk 11,13).

Das macht Mut, auch in einfachster Form zu Gott zu beten, Ihn zu loben, Ihm unseren Dank und unsere Liebe auszudrücken. Und dann vertrauen zu dürfen, dass es für Gott etwas Besonderes, Kostbares ist. Dass Er es nicht nur beiläufig zur Kenntnis nimmt, sondern es überaus wertschätzend und achtsam dort anpinnt, wo es immer in Seinem Blick bleibt.

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.“ (Mt 18,3) Wie kleine Kinder ihren Eltern und Großeltern mit einfachen Bildern die größte Freude machen können, ist unser unvollkommenes Gebet, das in liebender Hingabe formuliert ist, für Gott etwas unvergleichlich Schönes und Wertvolles … wie so ein Kühlschrankbild.

Reiner Stadlbauer, Pfarrer

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