In der Nacht vom Samstag auf Sonntag endet die Sommerzeit. Die Uhren werden um zurückgestellt und wir dürfen eine Stunde länger schlafen. Ein schwacher Trost, dafür dass nun die dunkle Jahreszeit ihren Einzug hält. Grau und winterkalt sind dann die Tage und die Nächte werden immer länger.
In der christlichen Tradition wird die Dunkelheit als bedrohlich wahrgenommen. Die Abendlieder im Gesangbuch bitten um Gottes Schutz vor Unheil und vor der Macht des Bösen. Die Werke der Finsternis bedeuten nichts Gutes und der Schlaf ist des Todes Bruder.
Na dann, gut Nacht!
Ja, genau.
Warum nicht die langen Nächte freundlich begrüßen? Als bekennende Nachteule will ich zu Beginn der Winterzeit ein gutes Wort einlegen für die dunklen Monate, die nun kommen.
Ich finde es gar nicht schlimm, wenn es morgens beim Aufstehen noch dunkel ist. Da fällt der Tag nicht gleich so über einen her. Man hat noch eine kleine Frist um wach zu werden und bereit dafür sich dem Tag zu stellen mit allem, was da dann auf einen zukommt.
Schön ist auch die Stunde, in welcher der Spätnachmittag in den Abend hinüber gleitet und ein grauer Tag sich allmählich in sein blaues Nachtgewand hüllt. Da wird alles weicher. Die Umtriebigkeit und Hektik des Alltags wird gedämpft. Dunkelheit senkt sich herab und deckt gnädig das Grau der Städte zu. Fenster leuchten auf. Kinder gehen Laterne laufen. Zuhause zünde ich Kerzen an.
Der Tag fordert. Aber die Nacht schenkt. Sie schenkt Ruhe. Man darf ruhen lassen, was einen tagsüber beschäftigt. Und man ist mehr bei sich. Nächtliche Gespräche gehen tiefer als small talk am Tage.
Die Nacht bietet einen Schutzraum für Körper und Seele und gewährt den Träumen Einlass.
So eine Zeit darf ruhig mal etwas länger dauern. Und wenn auch die Theologie die Dunkelheit oft mit dem Bösen gleichsetzt und Christus dagegen mit dem Licht der Sonne und des Tages vergleicht, so werden die großen Geheimnisse des Glaubens doch alle in der Nacht geboren:
Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten geschieht bei Nacht. Am Ostermorgen ist das Grab bereits leer. Und das Licht der Engel erhellt die Felder von Bethlehem. Denn Gott wird als Menschenkind geboren in der heiligen Nacht. Und auf diese gehen wir zu in der dunklen Jahreszeit.
Willkommen Winterzeit!
Martina Rupp