Sonntagsgedanken: Unverweilt

Kennen Sie dieses Wort? Haben Sie es schon einmal gehört? Mit großer Wahrscheinlichkeit haben Sie es schon einmal gesungen. Es ist das letzte Wort in der 3. Strophe des St. Martins Liedes, das traditionell am Gedenktag am 11. November gesungen wird: „Sankt Martin mit dem Schwerte teilt den warmen Mantel unverweilt“. Der Duden weist das Wort, als veraltet aus und gibt dafür die Synonyme „eilend“, „flugs“, „postwendend“ an.

Das Wörtchen „unverweilt“ im Martinslied wirkt in gewisser Weise wie ein/e Heilige/r im hier und jetzt, in unserer Zeit. Ein veraltetes Detail in bekannten Jahresabläufen, das teils weder auffällt, noch verstanden wird.

Dem entgegen hat der Heilige Martin selbst ja Glück. Dank emotional anrührenden Martinsfeiern mit Spiel und Laternenlauf (die u.a. viele Kindergärten mit viel Mühe und Engagement aufrechterhalten) rückt er nicht wie das Wort „unverweilt“ in völlige Vergessenheit.

Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage mit immer mehr aufflammenden Kriegsherden wirkt ein Soldat, der mit seiner Kriegsausrüstung einen Menschen in der Notlage rettet und nicht tötet, der nach einem Traum, in dem ihm Christus erscheint, seinen Dienst quittiert, sein Leben ändert und später, trotz eines hohen Amtes als Bischof in Bescheidenheit und Demut lebte, als beispielhaftes Glanzlicht in dunklen Zeiten. Ein Glanzlicht, das absolut nicht veraltet daherkommt und uns ermutigen kann, unsere zur Verfügung stehenden Mitteln unverweilt für andere in Notlagen einzusetzen.

„Fürchtet euch vor nichts und vor niemand. Setzt euch mit euren Stärken und Talenten jeden Tag ein Stück weit dafür ein, dass diese Welt ein Stück menschlicher, ein Stück gerechter, ein Stück heller wird. Und ja, es ist manchmal frustrierend. Ja, da gibt’s doch manchmal Rückschläge. Aber das ist das, wo ich mir zum Glück, vielleicht in meinem Job auch jeden Tag aufs Neue, wenn ich in der Früh in die Arbeit komme, denke: Und heute probieren wir‘s wieder.“ (Klaus Schwertner, Generalsekretär Caritas Österreich)

 

Pastoralreferentin Petra Renz

Katholische Kirche in Göppingen

 

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