Und schon geht man fast einen Schritt zurück und fragt erschrocken, „ja, was ist daran so seltsam?“
Diese Frage klingt zum Teil überrascht und auch verwundert. Kinder taufen – und das in der heutigen
Zeit? Das ist doch nicht mehr en vogue! Ist das aus der Mode gekommen? Drückt man sich damit nicht
den Stempel „altmodisch“ auf, wenn man sein Kind taufen lässt? Doch der Reihe nach:
Diese Frage klingt zum Teil überrascht und auch verwundert. Kinder taufen – und das in der heutigen
Zeit? Das ist doch nicht mehr en vogue! Ist das aus der Mode gekommen? Drückt man sich damit nicht
den Stempel „altmodisch“ auf, wenn man sein Kind taufen lässt? Doch der Reihe nach:
Mich fasziniert es, wenn Eltern mit ihren Kindern gute Wege gehen. Wenn die Liebe zu den Kindern die Eltern beflügelt und sie ihnen viel Geborgenheit, Neugierde und Tatendrang vermittelt. Wenn Eltern sich ernsthaft fragen, in welcher Welt ihr Kind aufwachsen soll. Da geben sich viele Eltern nicht mit dem „so ist es halt – da kann man nichts machen – Motto“ zufrieden. Sie haben Wünsche und Vorstellungen, wohin es mit dem Kind gehen soll. Und es ist tatsächlich die Chance von Eltern, den Kurs der Entwicklung mitzugestalten. Dem Heranwachsen, dem Sich–Wahrnehmen und dem Impulse–Aufnehmen der Kinder eine Richtung zu geben. „In der Sonntagsschule (Kinderkirche) haben meine Kinder eine gute ethische Basis mitbekommen, das merken wir bis heute,“ sagte mir ein Vater über
seine inzwischen jugendlichen Kids, die gerade nach allen Facetten der Kunst pubertieren und erwachsen werden.
Eltern bestimmen weitgehend die Einflüsse, denen Kinder ausgesetzt sind. Natürlich kommt dazu noch vieles Andere hinzu. Dennoch können gute christliche Inhalte ein Leben lang tragen. Jeder Mensch geht seinen Weg. Das kann niemand vorbestimmen. Das entscheidet jede und jeder selbst. Aber eine gute Grundausstattung von Werten und ethischen Bewertungskriterien nützt im Leben allemal.
Mit den Geschichten von Jesus Christus, z.B., lernen Kinder, weiter zu denken. Sie entdecken, je nach ihrem altersgemäßen Abstraktionsvermögen, wie Gott in Christus zu den Menschen steht. Wie er sich über menschenverachtende Konventionen hinwegsetzt und die Liebe zu den Menschen in den Vordergrund stellt: Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst – Diese Richtschnur ist extrem herausfordernd; in dieser Richtschnur verheddert man sich oft, aber dennoch bleibt sie als Maßstab eines gelingenden Lebens absolut aktuell und zentral.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Alles klingt recht und gut, doch wozu soll nun eigentlich ein Kind getauft werden? Ist das nicht Schnee von gestern? Nein, finde ich nicht. Denn das „Christliche“ am Christentum – respektive bei der Taufe – und funktioniert folgendermaßen: Gottes weit offenes Herz steht ganz am Anfang. Darin ist so viel Liebe und Annahme enthalten, die er den Menschen ohne Ansehen der Person eröffnet. Und weiter noch: Gottes Liebe spricht jedem Menschen zu: „Du bist mein geliebtes Kind, an dem ich mich riesig freue. Ich schenke Dir meine Liebe – lebenslang!“ Diese Zusage ist persönlich gemeint und muss persönlich überbracht werden.
Christlich daran ist, dass Jesus Christus zu seiner Zeit den Menschen ohne irgendwelche Vorbedingungen die Liebe Gottes in Reden und Tun ebenfalls „überbracht“ hat. Wer Christus sieht, der sieht Gott. Gott kommt den Menschen ganz nah, er ist da und bleibt – auch wenn es schwierig wird: Und das feiern wir in der Taufe: Die Liebeserklärung Gottes an den Menschen wird in einer Zeichenhandlung zugesprochen. Natürlich meint Gottes Liebe alle Menschen, auch die, die nicht getauft werden oder nie etwas von Gott hören. Doch dieses Liebes–Paket direkt und unwiderruflich zugesprochen zu bekommen, das zieht lebenslange Kreise. Deshalb taufen wir Kinder und geben ihrem Leben dadurch einen guten Start und lebenseröffnende Richtungsweisungen. Der Glaube, die Beziehung zwischen Gott und uns Menschen, hat damit eine Basis, die das Leben auf einen stabilen Grund stellt – das geben Eltern ihren Kindern gerne als Geschenk fürs Leben mit. Wir taufen also gerne Kinder – das ist, meiner Erfahrung nach, das Beste, was einem Kind passieren kann. Finden sie nicht auch?
Hans Martin Hoyer
Evangelisch-methodistische Kirche
Bezirk Göppingen
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