Wir Menschen sind seltsame Wesen. Irgendwie sind wir mit uns selber nie ganz zufrieden. Immer wollen wir mehr, etwas Anderes, Neues, Größeres. Ein Schriftsteller hat das einmal so ausgedrückt: „So reich waren wir nie wie heute; so habgierig aber waren wir auch nie wie heute. So satt waren wir nie wie heute; so unersättlich waren wir aber auch nie wie heute. So versichert waren wir nie wie heute; so unsicher aber waren wir auch nie wie heute“.
Warum ist das so? Warum sind wir nie ganz zufrieden mit dem, was wir sind und haben?
Ich denke, weil wir für Besseres geschaffen und zu Größerem berufen sind. In uns Menschen steckt jetzt schon die Sehnsucht nach der Ewigkeit, nach dem, was vollkommen ist und nicht mehr schöner sein kann. Gleichzeitig müssen wir aber auch immer wieder – und oft schmerzlich – die Erfahrung machen, dass wir dieses Endgültige und Vollkommene nie mit eigenen Kräften erreichen können. Wir können uns noch so abmühen, Reichtum anzuhäufen. Meist klappt es gar nicht und wo es klappt, da wird man durch den Reichtum nicht automatisch glücklich. Wir können uns noch so sehr absichern gegen Unfall und Krankheit: irgendwann erwischt es uns trotzdem. Selbst wenn wir alle Ratschläge der Medizin und der Gesundheitsapostel befolgen, um gesund zu sein und das Leben zu verlängern, geht unser Leben trotzdem unweigerlich dem Verfall und dem Tod entgegen, also dem Gegenteil von dem, was wir anstreben. Es gelingt uns also nie, aus uns heraus ganz das zu erreichen, was wir eigentlich wollen. Immer werden Wünsche offenbleiben. Darum werden wir nie vollauf zufrieden sein mit dem, was wir sind und haben. Und solange das so ist, wird immer in uns das Verlangen da sein nach etwas, das noch besser, noch schöner sein soll.
Was sagt uns dazu das Evangelium vom 17. Sonntag im Jahreskreis? Mensch, wenn Du dich so nach einem vollkommenen Glück sehnst, dann läufst du mit diesem Verlangen nicht ins Leere. Dieses Vollkommene, das durch nichts mehr übertroffen werden kann, das gibt es! Es gibt einen Schatz, für den es sich lohnt, alles andere herzugeben. Es gibt eine Perle, die wertvoller ist als alles, was man mit ihr vergleichen könnte. Dieser Schatz – diese Perle – das ist das Himmelreich. Das ist das, was Gott uns schenkt und Jesus uns nahegebracht hat.
Nur in Gott und seinem Reich können wir das finden, wonach wir uns letztlich sehnen. „Allein Gott genügt“, hat die Hl. Theresia von Avila gesagt. Nur Gott allein kann unser Verlangen endgültig stillen. Es gibt viele Menschen, und es werden immer mehr, die meinen, der Glaube an Gott würde unsere Sehnsucht nach Glück unterdrücken und uns vom wirklichen Leben wegbringen. Im Gegenteil! Wer sich selbst verwirklichen will ohne Gott, wird immer irgendwann ins Leere laufen.
Nur mit dem Glauben wird uns jenes Kostbare und Große zugänglich, das Gott bereits als Wunsch und Sehnsucht in unsere Herzen hineingelegt hat. Deshalb lohnt es sich, für diesen Schatz und diese Perle, für das Himmelreich alles andere herzugeben. Deshalb lohnt es sich, den Glauben zum Mittelpunkt des Lebens zu machen, denn mit dem Glauben erreichen wir dieses Glück, nach dem wir uns ganz tief drinnen sehnen.
Pfarrer Ralf Baumgartner, Wiesensteig