Sonntagsgedanken: Stoppelfelder

Am vergangenen Wochenende bin ich durch das Lonetal auf der Schwäbischen Alb gefahren. Als Dorfkind ist mir sofort aufgefallen: die ersten Kornfelder sind schon abgeerntet. Ein schönes Bild einmal die Stoppelfelder, die golden glänzen und nebenan die reifen Felder, die auf die Ernte warten. Halm an Halm steht das Getreide auf dem Acker perfekt gewachsen. Die Äcker und Felder bieten uns derzeit ein starkes Bild für die Fruchtbarkeit der Erde.

Und genau dieses Bild greift Jesus auf, wenn er den Menschen um sich herum und uns das Gleichnis vom Sämann (Mt 13, 19) erzählt. Es ist ein bekanntes Gleichnis, das aussagen möchte, dass das Reich Gottes dort reiche Frucht bringt, wo es von den Menschen angenommen wird; dort wo Gottes Wort gehört, verstanden und im Herzen bewahrt wird.

Es ist spannend das Gleichnis mit dem Wissen der heutigen Landwirtschaft anzuschauen. Der Sämann geht recht verschwenderisch mit seinem Saatgut um das könnte man nun betriebswirtschaftlich hinterfragen und sagen: „Wirf doch den Samen nur auf den guten Ackerboden!“ Alles andere als eine gut durchdachte Betriebsstrategie könnte man nun meinen.

Doch Gott denkt eben nicht betriebswirtschaftlich, er hat ein Interesse daran, dass alle Menschen erreicht werden. Jedes Herz soll die Möglichkeit haben die Frucht in sich wachsen zu lassen. Gott wirbt um die Menschen und das tut er nicht sparsam oder berechnend, sondern großzügig. Und diese nicht menschliche, sondern göttliche Strategie geht auch auf. Das wird auch für uns an vielen Stellen des Lebens sichtbar. Stress, Hektik und Dinge, die jetzt noch vor den Sommerferien erledigt werden müssen, das alles beeinflusst uns manchmal doch sehr. Da sind wir dann meist nicht mehr so offen für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, dann sind wir eben manchmal wie felsiger Boden, wie ein ausgetrampelter Weg oder wie die Erde, die nicht tief genug ist, um das Samenkorn aufzunehmen. Dann passiert es eben, dass wir abweisend sind gegenüber den anderen Menschen und auch Gottes Botschaft, die an uns gerichtet ist.

Doch Gott gibt auch dann nicht auf. Er wirbt weiter um uns. In einer verschwenderischen Art und Weise richtet er sein Wort an uns. Er will uns mit seiner Liebe erreichen. Und das ist eben diese göttliche Strategie, die für uns Menschen nicht nachvollziehbar ist. Denn irgendwann, so ist sich Gott wohl sicher, fällt sein Saatgut im Leben der Menschen auf fruchtbaren Boden.

Thomas Kley
Vikar

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