Sonntagsgedanken: Pfingsten – das Fest des Heiligen Geistes – liegt hinter uns

Doch was hat es mit diesem „Heiligen Geist“ eigentlich auf sich? Darüber fällt es uns in der Regel schwer, Auskunft zu geben. Die Geburt Jesu an Weihnachten, sein Tod an Karfreitag, seine Auferstehung an Ostern sind uns leichter zugänglich. Doch wer ist der „Heilige Geist“? Ich lade ein, sich auf eine kleine Entdeckungsreise durch die Bibel zu begeben:

Gleich in den ersten Sätzen der Bibel bei der Schöpfung taucht er auf: „Der Geist Gottes schwebte auf den Wassern.“ Der Geist Gottes – den gibt es also schon immer. Er gehört zu Gott, ja, die Kirchenväter sagten über ihn, er sei mit Gott eines Wesens, aber doch eine vom Vater unterschiedene Person wie auch der Sohn Gottes. Person meint im Lateinischen die Maske, durch die ein Schauspieler oder eine Schauspielerin hindurchspricht. Der Geist Gottes sei in diesem Sinn eine Person, durch die Gott die Schöpfung geschaffen hat und mit ihr bis heute kommuniziert – so die Kirchenväter. Ein Kapitel später heißt es dann bei der Erschaffung des Menschen, dass Gott ihm den Atem des Lebens in die Nase blies, so dass der Mensch lebendig wurde. Ist das auch Gottes Geist oder ist dieser Atem etwas anderes? Da Gott selbst es ist, der dem Menschen den Atem einhaucht. liegt es nahe, den Atem des Lebens als seinen Geist zu deuten. Aber sicher ist das nicht. Schauen wir weiter. Vom Geist Gottes ist bei den Rettergestalten (Richtern), den Königen und den Propheten die Rede. Immer wieder heißt es: „Der Geist des Herrn kam auf…“. In dieser Tradition steht der Sohn Gottes, Jesus, selbst. Von ihm heißt es bei seiner Taufe: „Da tat sich der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen…“ (Mt 3,16). Jesus ist nach dem Zeugnis der Evangelien der mit dem Geist Gottes Gesalbte – der Messias. Darum wohnt in ihm die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol 2,9). Viel ist im Johannesevangelium vom Geist Gottes die Rede. Dort ist er der Tröster, der Beistand, der Anwalt der Jünger, den Gott ihnen schickt, wenn Jesus auferstanden ist. Er vertritt sozusagen Jesus, der nun nicht mehr leiblich unter den Jüngern lebt, sondern durch Gottes Geist, der eben auch sein Geist ist, in ihnen wohnt. Jesus sendet den Jüngern seinen Geist. Er wird nun der Heilige Geist genannt, denn er heiligt die Menschen. Der Apostel Paulus nennt darum die Erfahrung des Heiligen Geistes „in Christus sein“. Und das ist eben die Erfahrung, die die Jünger dann an Pfingsten machen: „Und es geschah plötzlich ein großes Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind … und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer… und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist…“ (Apg. 2,1-4). Nun ist es soweit – die Verheißung Gottes durch die Propheten Joel und Hesekiel erfüllen sich: Gottes Geist wird den Menschen gegeben (Joel, 3,1; Hes 36,27f.). Im Folgenden erleben die Apostel, wie durch ihre Predigt und ihr Tun Gottes Geist sogar den nichtjüdischen Völkern gegeben wird. So ist die Kirche entstanden – sie ist ein Werk des Heiligen Geistes und durch sie, durch ihr Zeugnis wirkt Gottes Geist weiter und sein Reich des Geistes wächst weltweit – neben dem, das Gottes Geist wirkt, wo und wann er will.

Daran erinnert uns das Pfingstfest. Es macht uns Mut bei allem Gegenwind auf das Wirken des Geistes Gottes zu vertrauen und sich von ihm gebrauchen zu lassen.

Pfarrer Andreas Vix, Hattenhofen und Bezgenriet

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