Kennen Sie das Gefühl, wenn man ein neugeborenes Kind in den Armen hält? Ein ganz besonderes Gefühl. Vielleicht haben Sie diese Erfahrung auch schon bei den eigenen Kindern, Enkelkindern, bei Nichten oder Neffen machen dürfen: die Lebendigkeit in den Armen und Beinen, die Kraft der Stimme beim Schreien, die tiefe Ruhe im Schlafen. Wenn man ein Kleinkind, ein Neugeborenes, beobachtet, dann zieht es einen in den Bann. Kleine Kinder nehmen uns für einen Augenblick heraus aus unserem Alltag, lassen viele Sorgen für einen Moment zurücktreten. So ging es wahrscheinlich auch dem Simeon als er den kleinen Jesus im Tempel in den Armen halten durfte.
Von dieser Begegnung hören oder lesen wir im Evangelium vom 2. Februar, an welchem wir das Fest Darstellung des Herrn (auch bekannt durch den früheren Namen „Mariä Lichtmess“) feiern. Vierzig Tage nach Weihnachten wird Jesus von seinen Eltern in den Tempel gebracht und begegnet dort dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna (Lk 2, 22–40). Zwei, die Jesus begegnen und die in dieser Begegnung die Bündelung all ihrer Hoffnung entdecken. Hanna und Simeon drücken das aus, wo wir uns vielleicht im Alltag schwertun– sie legen ihre Freude, ihre Hoffnung, ihr ganzes Leben in Jesus und in die Begegnung mit ihm. Aus voller Glaubensüberzeugung treten sie in diese Begegnung.
Dabei sind beide, Hanna und Simeon, durch ihr bisheriges Leben geprägt. Simon und Hanna verbrachten ihr Leben sicher nicht nur sorgenlos – aber wie kantig, wie mühsam oder gar leidvoll deren Leben streckenweise auch war und verlief, beide ließen sich in ihrem Glauben nicht erschüttern. Sondern beide waren überzeugt, dass Gottes Heil ihnen gewährt wird und dass sie, irgendwann, Gott auf ganz besondere Weise begegnen dürfen – und diese Einstellung haben sie bis ins hohe Alter nicht verloren. Für beide hat sich diese Überzeugung, diese Hoffnung erfüllt, in der Begegnung mit dem kleinen Jesus im Tempel.
Und so stehen auch wir da – wie Simeon und Hanna und auch wir warten manchmal mit viel Sorge, mit viel Kummer und mit viel Hoffnungslosigkeit auf diese Begegnung mit dem Licht der Welt, auch wir warten auf die Begegnung Jesu mit uns. Für uns ist es manchmal nicht einfach daran zu glauben, dass er schon da ist, dass er uns schon begegnet ist und uns täglich und dauerhaft immer wieder begegnet. Und doch dürfen wir uns immer wieder in diesen Bann ziehen lassen, der von dem Kind in der Krippe ausgeht, uns von ihm treffen lassen und all das, was unser Leben prägt bei Gott geborgen wissen.