Es ist Sommer und Ferienzeit und mir kommt eine Geschichte von Astrid Lindgren in den Sinn: „Ferien auf Saltkrokan“, die auch verfilmt wurde und immer mal wieder im TV läuft. Oder wer kennt nicht von ihr Michel aus Lönneberga und natürlich Pippi Langstrumpf.
Lindgren war eine begnadete Geschichtenerzählerin und anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1978 erzählte sie in ihrer Rede eine Geschichte von einer junge Mutter zu der Zeit, als man noch an diesen Bibelspruch glaubte, dieses ‚Wer die Rute schont, verdirbt den Knaben‘. Im Grunde ihres Herzens glaubte sie wohl gar nicht daran, aber eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hatte, die erste in seinem Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selber nach einem Stock zu suchen, den er ihr dann bringen sollte. Der kleine Junge ging und blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück und sagte: ‚Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du ja nach mir werfen.‘ Da aber fing auch die Mutter an zu weinen, denn plötzlich sah sie alles mit den Augen des Kindes. Das Kind musste gedacht haben, ‚Meine Mutter will mir wirklich weh tun, und das kann sie ja auch mit einem Stein.‘ Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und beide weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche, und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser Stunde selber gegeben hatte: ‚Niemals Gewalt‘.“
Lindgren beendete damals ihre Rede: „Vielleicht wäre es gut, wenn wir alle einen kleinen Stein auf das Küchenbord legten als Mahnung für uns und für die Kinder: NIEMALS GEWALT! Es könnte trotz allem mit der Zeit ein winziger Beitrag sein zum Frieden in der Welt.“
Gerade in Zeiten der Gewalt, ob im Großen in der Welt oder im Kleinen in der Familie oder Paarbeziehung ist die Besinnung auf das was wichtig und richtig ist bedeutsam. In dieser Geschichte erkennt die Mutter, das Schlagen und Gewalt nicht weiterführt und die Liebe zu ihrem Kind lässt sie innehalten, sie kehrt um und sucht einen anderen Weg.
Die Botschaft Jesu ist eindeutig „Selig sind die Frieden stiften, den sie werden Gottes Kinder heißen“
Astrid Lindgren erzählt in ihrer Geschichte, dass Gewalt keine Lösung ist und sie fragt, wie wohl die Kindheit war, „aller dieser wirklich verdorbenen Knaben, von denen es zurzeit so viele auf der Welt gibt, dieser Diktatoren, Tyrannen und Unterdrücker, dieser Menschenschinder?“ Denn: die Kinder sind es, die einst die Geschäfte der Welt übernehmen werden.
Die Mutter in der Geschichte legt als Mahnung und Erinnerung den Stein auf ihr Küchenbord.
Vielleicht suche ich mir einen Stein und lege in, gut sichtbar, in mein Regal.
Ich wünsche Ihnen einen friedvollen Sonntag.
Gerhard Betz
Leiter der Psychologischen
Familien- und Lebensberatung der
Caritas Fils-Neckar-Alb