„Bist du denn völlig verrückt geworden?!“
„Ich, wieso?!“
„Wie kannst du denn zur Begrüßung jemand umarmen!?“
Diese kurze Gesprächssequenz hörte ich kürzlich zufällig vor Beginn eines Konzertes. Eine Umarmung ist verrückt!? Es sind verrückte Zeiten, in denen wir leben!
In den letzten Monaten wurde in unserem Leben ganz schön Vieles ver-rückt und ist nicht mehr dort ist, wo es bisher war. Die Corona Verordnungen haben uns dazu gebracht, unser Leben in nicht geahnter Weise zu ver-rücken. Der Krieg in der Ukraine macht uns schlagartig deutlich, dass ein Leben in Frieden doch nicht so selbstverständlich ist, wie wir lange glaubten. Der Klimawandel wird immer spürbarer – und wir handeln nicht wirklich konsequent. Das ist völlig verrückt!
Aber manchmal hat es auch etwas Gutes, sich ver-rücken zu lassen und die Sache von einer anderen Seite aus zu sehen. Das gibt neue Perspektiven.
Jesus hat die Perspektiven vieler Menschen durcheinander gebracht, ja ver-rückt.
Er war alles andere als angepasst. Hat nicht danach gefragt: ist das erlaubt oder verrückt?
Jesus wollte, dass das Leben für alle Menschen gut wird! Dafür hat er sich eingesetzt, danach hat er gehandelt. Und damit das Reich Gottes auf die Erde geholt!
Auch wenn er sich dadurch mit den Mächtigen und Einflussreichen angelegt hat und deshalb für verrückt erklärt wurde.
Jesus hat die Frau, die die Ehe gebrochen hatte, nicht verurteilt. Er hat sich mit Menschen getroffen, die ausgeschlossen waren und sie in die Gemeinschaft geholt.
Und er hat durch sein Handeln die anderen dazu aufgerufen, ihre bisherige Perspektive zu verrücken. Für das, was ihm wichtig war, was er als Gottes Wille erkannt hat, dafür ist er eingestanden. Mit seinem ganzen Leben – bis zum Tod. Wahrlich verrückt!
Die Seligpreisungen aus der Bergpredigt könnte ich deshalb um eine weitere ergänzen:
„Selig sind, die für verrückt erklärt werden, weil sie nach Gottes Weisungen handeln und sich für ein gutes Leben für alle einsetzen.“
Ver-rückt? Das ist auch das Motto der Jugendkulturtage Göppingen, die vom 9.- 24.7. in der Stadtkirche stattfinden. Sie laden dazu ein, neue Blickwinkel wahrzunehmen und miteinander nachzuspüren, wohin wir uns verrücken wollen und wie die Kommunikation mit den verrückten Anderen gelingen kann. Das zu erkunden, dazu laden wir Jugendliche und Erwachsene herzlich in die Stadtkirche ein!
Das vollständige Programm gibt es in gedruckter Form, aber auch hier: www. jugendkulturtage-gp.de.
Tobias Comtesse, Pfarrer der Ev. Verbundgemeinde Göppingen, Stadtkirchengemeinde-Oberhofen