Sonntagsgedanken: „Zu wem sonst sollen wir gehen“? – „Auf und Ab“ im Glauben

Haben Sie das auch schon erlebt: es gibt Zeiten, da ist Jesus alles für mich; da kennt meine Begeisterung für ihn keine Grenzen; da spüre ich auch deutlich, wie er für mich da ist und mich hält. Und dann gibt es aber auch den Alltag mit einem weniger strahlenden Glaubensleben, wenn vieles in Gewohnheit und Bequemlichkeit unterzugehen droht. Dann frage ich mich: Warum bin ich eigentlich noch dabei? Was hält mich in der Gefolgschaft Jesu? Was hält mich in der Kirche?

Und wie soll man mit solchen Fragen umgehen? Meine Antwort darauf, gewonnen in langen Jahren: Es ist das fast grenzenlose Vertrauen in Jesus, ein Vertrauen, das zwar immer auch wieder seine Einbrüche und Tiefen erlebt, ein Vertrauen, das aber letztlich doch so in mir verwurzelt ist, dass auch ich immer wieder sagen kann, was Petrus im Evangelium des Sonntags sagt: „zu wem sonst sollen wir gehen“ (Joh 6,68)

Der so herzhaft sich zu Jesus bekennt, Petrus, ist der Mann, der auf Jesu Ruf zur Nachfolge alles stehen und liegen lässt und Jesus nachfolgt. Es ist aber der gleiche Petrus, der, als es dann ernst wird, ängstlich einknickt: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ (Mt 26,74 par)

Ja, die Nachfolge des Petrus steht in diesem wechselnden Auf und Ab. Seine einmal getroffene Entscheidung für Jesus wird im Alltag immer wieder einer Bewährungsprobe unterworfen, wird in Frage gestellt und wird wieder erneuert. Was Petrus bei all dem dann letztlich durchträgt, das ist die geduldige Liebe Jesu, der seinen Petrus, auch den wankelmütigen Petrus so nimmt, wie er ist. Als Petrus mit seinem jämmerlich feigen, dreimaligen Verleugnen eigentlich alles Vertrauen verspielt hat und wirklich am Tiefpunkt seiner Jesus-Beziehung steht, da sagt er zu Jesus: „Herr, du weißt alles; du weißt, ich hab‘ dich lieb.“  (Joh 21,17) Dieses aus dem Innersten seines Herzens kommende Vertrauen zu Jesus, das ist sein Halt. Er weiß: Jesus versteht mich, der lässt mich nicht fallen. Und deshalb kann er sich immer wieder neu auf den Weg zu Jesus machen, auch nach schlimmsten Einbrüchen seines Glaubens.

Und das ist auch mein Vertrauen, bei all dem Auf und Ab meiner Jesus-Beziehung, meines Glaubens: Dieser Jesus hält mich, hält zu mir, holt mich immer wieder in seine Freundschaft zurück – trotz meiner Fehler. Und dieser Jesus lebt – trotz allem menschlichen Versagen – auch mitten in seiner Kirche.

Jürgen Mühlbacher, Pfarrer i.R.

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