Sonntagsgedanken zum Fest Taufe des Herrn Sonntag nach Epiphanie: Taufe Jesu im Jordan – warum läßt sich Jesus von Johannes zum Bekenntnis der Sünden taufen?

Christen aller Zeiten hatten ein Problem damit, daß sich Jesus in die Reihe der Sünder stellte und sich von Johannes dem Täufer im Jordan untertauchen ließ-sichtbar für alle anderen. Jesus als Sohn Gottes hat doch keine Sünden begangen. Macht das Jesus denn nur zum Schein? Das können Christen sich aber auch nicht vorstellen. Jesus spielt uns nichts vor.

Die Bußtaufe des Johannes war die für alle sichtbare Besiegelung, daß die Menschen, die in das Jordantal hinabstiegen, den Willen zur Umkehr haben. Warum sollte Jesus umkehren müssen? Diese Bibelstelle aus dem Lukasevangelium will uns zeigen, daß Jesus keine Berührungsängste mit Menschen hat, die von Sünden geplagt und mit Schuld beladen sind. Jesus zeigt sich solidarisch, er will keine Sonderbehandlung, keinen eigenen Vorteil. Er stellt sich mit diesen Menschen in eine Reihe und läßt sich zur Buße taufen. Alle, die sich hier öffentlich taufen lassen, wollen Ihre Ernsthaftigkeit unterstreichen. Auch Jesus.

Jesus zeigt gerade ein anderes Verhalten als wir vielleicht erwarten würden. Jesus grenzt nicht aus, er erniedrigt niemand, er entmutigt nicht, hält den Menschen nicht ihre ganze falsche Geschichte vor. Jesus zeigt einen neuen Weg des Umgangs miteinander. Wir Christen empfangen nicht die Bußtaufe des Johannes, sondern wir werden auf Jesu Tod und Auferstehung getauft. Das heißt uns wird Gottes Zuwendung zugesprochen, ohne wenn und aber, ohne Kleingedrucktes, ohne Kündigungsklausel! Jeder Mensch ist Geschöpf Gottes und von Ihm geliebt.

Unsere Taufe heißt lateinisch Alternative =wörtlich übersetzt: die andere Geburt. Die erste Geburt ist aus der Mutter, die andere Geburt aus Wasser und Geist Gottes. Diese Taufe ist jedem möglich, unabhängig von Verwandtschaft und Beziehungen. Wir Christen sind kraft dieser Taufe aufgerufen anders zu handeln, zu denken, zu reden, die Welt nicht in verschiedenen Bereiche aufzuteilen oder gar Sonderrechte zu beanspruchen. Wir sollen die Alternative spürbar werden lassen mit unserem Leben, durch unseren Glauben. Wie oft sagen Menschen, das würde sie nicht betreffen, damit hätten sie nichts zu tun. Diese Ausrede gibt es für Christen nicht. Auftrag der Christen ist es allen Menschen zu zeigen, daß sie Kinder Gottes sind, von Gott geliebt und hoffentlich auch von den Menschen. Ohne wenn und aber , ohne Ausnahmen, ohne Privilegien. Die Begegnung mit den sündigen Menschen oder der sündigen Welt ist kein Makel, macht uns nicht schlecht, sondern ist Ansporn zu helfen und das Gute zu tun. Eben die Alternative zu sein.

Ansgar Leibrecht, Katholischer Krankenhauspfarrer, Klinik am Eichert

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