Auf den 16. Oktober fallen zwei Gedenktage: Der Welttag des Brotes und der Welternährungstag. Dazu fallen mir ein: Die erschreckende Zahl von mehr als 768 Millionen hungernden Menschen auf dieser Welt, die erstaunliche Geschichte der Brotvermehrung in den Evangelien, wie 5000 Menschen satt wurden von dem Brot, das verteilt wurde – und folgende Worte aus Jesaja:
„Teil dein Brot mit dem Hungrigen,
nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf.
Wenn du einen nackt siehst, bekleide ihn,
und entzieh dich nicht deinem Nächsten!
Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte,
und deine Heilung schreitet schnell voran“, Jes 58,7-8 (Basisbibel).
Diese Worte sind für mich Sprache Gottes: Teil dein Brot mit dem Hungrigen. Das ist wesentlicher Auftrag und Anfrage an mich. Sie schärfen den Blick für Mangel und Not anderer, sind zugleich Dank für eigenen Reichtum. Es ist dramatisch und nicht hinnehmbar, dass so viele Menschen hungern und gleichzeitig mehr als 12 Millionen Tonnen Lebensmittel allein in Deutschland weggeworfen werden. Hungern heißt aber nicht nur, nichts zu essen haben. In anderer Weise leidet Hunger, wer nicht arbeiten darf und damit den Anschluss ans Leben verliert. Der Hunger nach Selbstbestätigung durch eigene Arbeit, der Hunger nach Anerkennung als Mitarbeitende, letztlich als Teilhabe am Leben, ist für viele lebensnotwendig.
Hunger hat auch etwas mit Sehnsucht nach Freiheit zu tun, eine eigene Meinung zu haben und sie auch benennen zu dürfen. Hunger kann auch die Sehnsucht nach einer gerechteren Welt sein, einer Welt, in der die Würde und das Recht der Menschen gelebt werden kann.
Wer mit diesem Jesaja-Text durch das Leben geht, spürt, dass es leiblichen und seelischen Hunger gibt und dieser Hunger oft auch Sehnsucht heißt. Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nach Menschen, die das Leben miteinander teilen und den Weg ein Stück mitgehen. Menschen, die ein gutes Wort schenken, eine Hand reichen, berühren.
Teil dein Brot mit dem Hungrigen – diese Worte Jesajas können meine Wahrnehmung schärfen, wie ich mit anderen umgehe, mit der uns anvertrauten Schöpfung, wie ich eintrete für eine Kultur des Friedens, des Wohnens, des Zusammenlebens. Sie sprechen davon, dem anderen menschlich zu begegnen: Mit den Hungrigen das Brot zu teilen, mit den Traurigen das Wort, mit den Einsamen die Nähe. Und das Prophetenwort sagt mir zu: Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte und Du wirst Heilung erfahren. Eine ermutigende Zusage.
So werden wir zum Brot – und alle werden satt.
Norbert Köngeter, Katholischer Stadtdiakon und Betriebsseelsorger