Wir hören und lesen diese Ermutigung in diesen Tagen häufig. „Das machen wir gemeinsam“ lautet auch das diesjährige Motto der Caritas in Zeiten der weltweiten Corona Pandemie, die unser Leben bestimmt seit über einem Jahr und die Menschen vor völlig neue Herausforderung stellt. Gemeinsames tun ist gut, und doch verstärkt gleichzeitig diese Krise die Spaltung der Gesellschaft und die Ungleichheit zwischen den Menschen, die Ungleichheit zwischen Arm und Reich und das weltweit.
Eine weitere weltweite Herausforderung ist der Klimawandel und sind die notwendigen Maßnahmen, um diesem zu begegnen. Wir erleben gerade durch die Flutkatastrophe und die Zunahme anderer Wetterextreme, wie wichtig dieses Thema ist.
„Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ (Gen 1,31). Haben wir Menschen nicht die erste Aufgabe, diese Schöpfung Gottes zu bewahren?
Die Veränderungen sozial gerecht zu gestalten ist ein Anliegen und Forderung der Caritas.
Nur gemeinsam und solidarisch sind diese großen Herausforderungen zu bewältigen.
Umso unverständlicher erscheint es mir in diesen Zeiten, in der das Virus Grenzen überschreitet und arme Länder besonders trifft, in der der der Klimawandel weltweit die Menschen und ihre Zukunft bedroht, dass die Staaten wieder ihre konventionellen und atomaren Waffen aufrüsten und unzählige Milliarden dafür ausgeben.
Gerade ein Ereignis ist nur kurz in der Öffentlichkeit durchgedrungen Es liegt ja auch schon Jahrzehnte zurück. Am 22. Juni diesen Jahres jährte sich zum 80 mal der Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und der Beginn eines beispiellosen Vernichtungskieges mit 27 Millionen Toten auf Seiten der sowjetischen Völker.
„Und doch sind diese Millionen nicht so tief in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt, wie ihr Leid, und unsere Verantwortung, es fordern.“ schreibt Bundespräsident Steinmeier in seiner Gedenkrede.
Konfrontationen und Eskalationsspiralen nehmen zu wie in vergangen geglaubten Zeiten, und nicht nur ein „kalter„ Krieg“ scheint wieder im Bereich des Möglichen. Gibt es einen „gerechten Krieg“?. Ist Krieg nicht eher ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation gegenüber den Mächten des Bösen, wie Papst Franziskus meint? (Fratelli Tutti 261) Und weiter warnt er: man „entscheidet sich dann leicht zum Krieg unter allen möglichen angeblich humanitären, defensiven oder präventiven Vorwänden, einschließlich der Manipulation von Informationen“ (FT 258).
Meine Eltern haben die Schrecken des Krieges erlebt. Meine Mutter kommt aus dem oberschwäbischen Biberach, dort wurde vor 30 Jahren der „Russische Friedhof“ eingeweiht. Ein Versöhnungsprojekt als kleiner, aber konkreter Beitrag zwischen den Menschen beider Länder. Daran erinnert der pax christi Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart anlässlich des 80. Jahrestages.
Das Reich Gottes beginnt hier und heute. Frieden zu stiften und zu bewahren, dazu ist jeder Mensch aufgerufen.
Denn: die Schöpfung bewahren, das schaffen wir nur gemeinsam.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Sonntag.
Gerhard Betz
Leiter der Psychologischen Familien- und Lebensberatung der Caritas Fils-Neckar-Alb