Sonntagsgedanken: Vom Ich zum Wir

Seit Jahren digitalisiert „Google“ alle Arten von Büchern und Zeitschriften. Sucht man in diesen Texten nach den Worten: I and We (Ich und Wir), stellt man fest, dass seit den 60er Jahren We (Wir) stetig abgenommen und I (Ich) zugenommen haben.

Dieser Trend vom abnehmenden „Wir-Gefühl“ zeigt sich auch bei Interviews. Bei Entscheidungen orientiert man sich am persönlichen Vorteil. Beispielsweise geht es beim „Maske tragen“ oder Impfen um den individuellen Schutz und selten um den Schutz für die Andern. Auch lässt man sich ungern vorschreiben was zu tun ist. Die individuelle Freiheit ist höchstes Gut, das eigene Gewissen die höchste Instanz. Man fühlt sich dem Gemeinwesen und dem Staat kaum noch verpflichtet. Auch das Vertrauen in staatliche Institutionen, in Wissenschaft, Politik und Recht haben abgenommen.

Eigentlich sind wir soziale Wesen, auf Vertrauen und Kooperation angelegt. Wir sind deshalb so erfolgreich, weil wir in kleinen und sogar in großen Gruppen zusamm29enarbeiten können. Wir bauen auf all den Erfahrungen früherer Generationen auf.

Ganz in diesem Sinne beschreibt die Bibel uns Menschen als Gemeinschaftswesen. Zu Beginn der Bibel, bei der Erschaffung des Menschen sprach Gott: „Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich“. Das kleine Wort „uns“ sagt, dass Gott Gemeinschaft ist, ein „Wir“ und sagt gleichzeitig, dass auch wir, sein Ebenbild, sein Abbild Gemeinschaft sind, dass auch wir ein „Wir“ sind. Miteinander verbunden durch Zuneigung, Vertrauen und Liebe.

Je mehr wir uns als „Wir“ verstehen, als quasi ein „Leib“, desto mehr verstehen wir das christliche Fest der Dreifaltigkeit und je mehr wir „Wir“ werden, desto mehr werden wir uns selbst.

Josef Priel

Gemeindereferent Deggingen Bad Ditzenbach

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