Sonntagsgedanken: Weiter so?

In den Gottesdiensten vom Wochenende hören wir einen Teil der Abschiedsrede Jesu vor seiner Passion. Darin wendet er sich mit einem Gebet an seinen himmlischen Vater. Jesus betet: „Ich bitte aber nicht allein für die Jünger, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien.“

Jesus bittet um die Einheit der Kirche über die Jahrtausende hinweg — bis zum heutigen Tag! Dies ist eine verständliche Bitte. Heute ist die Kirche in katholisch und evangelisch gespalten. Daneben gibt es noch eine dritte große Kirche: die orthodoxe. Die Grundlage der Einheit ist für Jesus seine Beziehung zum Vater: Er ist mit dem Vater eins, daher soll auch seine Kirche eins sein. Die Einheit ist ein Geschenk Gottes. Aber immer ist sie gefährdet. Immer ist sie von neuem zu suchen. Das Evangelium deckt somit auf, dass die Kirchenspaltungen eine Geschichte von Mängeln, Unzulänglichkeiten und Fehlern sind. Fehlentwicklungen hat es in der Kirche immer gegeben, wenn die Wahrheit des Evangeliums dazu missbraucht wurde, sie anderen zwangsmäßig überzustülpen. Auch gegenwärtig erfährt sie viel Auseinanderklaffendes: Da sind die einen, die Glauben mit dem Ruf zurück in die vergangenen Formen der Kirche den Glauben retten zu müssen, für andere kann die Kirche nicht weit genug vorpreschen, um zeitgerecht und modern zu erscheinen. Es hat den Anschein, dass der Glaube an das göttliche schwindet je besser der Staat für seine Bürger sorgt. Sobald sich der Erfolg einstellt „braucht“ man Gottes Beistand nicht mehr. Hinzu kommt, dass die Kirche in ihrer Wirksamkeit nicht mehr von Staat und Gesellschaft gestützt wird. Sie muss ihnen kritisch gegenüberstehen und Werte verteidigen wie z. B. den Schutz des ungeborenen Lebens oder am Lebensende – die eine liberale Gesellschaft gerne über Bord werfen möchte. In den Krisen und Verwirrungen unserer Tage suchen wir Verlässlichkeit, denn nicht nur Corona verunsichert uns zutiefst. Die Probleme der Pandemie können in Solidarität sicher besser bewältigt werden. Darüber hinaus wäre es gut darüber nachzudenken wie man den durch die Pandemie benachteiligten Menschen beistehen kann. Wie geht unser Leben weiter, wenn wir die Herdenimmunittät erreicht haben, weiter so wie vorher oder müsste sich etwas in der Gesellschaft ändern?

Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen.

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