Sonntagsgedanken: Jeder Mensch hat eine Mutter

Jeder Mensch hat eine Mutter. Was meine Mutter ausgezeichnete? Sie hat unter Stress oft die Ruhe bewahrt. Es konnten ihre fünf Jungs die Bude auf den Kopf stellen oder der Kunde am Telefon ausfällig werden, sie blieb ruhig und bestimmt. Fachleute sprechen von Resilienz. In Zeiten der Pandemie eine wahrhaft erstrebenswerte Eigenschaft. Vielleicht hatte ihre Stärke etwas damit zu tun, dass sie beten konnte.

Seit 40 Jahren sind Menschen im Landkreis Göppingen über eine Partnerschaft mit Menschen in Kamerun verbunden. Wenn ich gefragt werde, was wir von Menschen in Kamerun lernen können, antworte ich: Resilienz. Die Fähigkeit, mit Unwägbarkeiten, Stress und den Auswirkungen einer Pandemie umzugehen und sich in den Stürmen des Alltags ein Stück Dankbarkeit und Zuversicht zu bewahren. „We are thankful“ ist eine wiederkehrende Nachricht auf meinem Messenger. Dabei stehen die Menschen im englischsprachigen Teil dieses schönen Landes in Zentralafrika wahrlich nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Ein Bürgerkrieg um Zugänge zu einem besseren Leben, der fortwährende Kampf gegen Gelbfieber und Malaria, kaum Jobmöglichkeiten selbst für Universitätsabsolventen, Umweltzerstörung und Ausbeutung durch postkoloniale Handelsverträge mit Europa und China. Als wäre das nicht schon genug, ein unsichtbarer Virus, der viele schwächt und sterben lässt. An Herausforderungen mangelt es unseren Partnern in Kamerun nicht. Und dennoch sorgen sie sich um die Menschen in Göppingen und Umgebung. Sie wissen, dass hier Ausnahmezustand ist: Lockdown, „German Angst“, und dass mit der Isolation eine weitere tödliche Krankheit grassiert: die Einsamkeit. Deshalb schicken die Partner der presbyterianischen Kirche in Kamerun jeden Monat ein Fürbittengebet und denken an die Menschen in unserem Landkreis. Im Monat Mai beten sie: „Heiliger Gott, unser Vater im Himmel, wir danken dir für die Gabe des Heiligen Geistes und das Geschenk von Freunden. Wir ehren dich, dass du uns in den fünften Monat des Jahres gebracht hast. Wir bitten, dass du weiterhin alle unsere deutschen Partner und ihre Familien und Freunde vor dem Corona-Virus schützt. Sei barmherzig mit denen, die infiziert sind, und lass sie Teil haben an der heilsamen Kraft. Möge dieser Monat Mai Heilung und neues Leben bringen. Amen.“

Dieser Sonntag 9. Mai heißt Muttertag und Rogate – betet! Das kann uns Mut machen. Uns und den Anderen.

Zur Krise in Kamerun: www.brennpunktkamerun.org

40 Jahre Partnerschaft Göppingen-Menchum: https://youtu.be/GKtTtRi2EOA

Johannes Stahl, Pfarrer für weltweite Kirche (Basler Mission), Göppingen

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