Ein Clown springt von einem Platz zu einem anderen und ruft laut: „Ich bin verrückt!“ und er springt wieder zurück und sagt: „Ich bin ver-rückt! Ist nicht auch diese Zeit ver-rückt? Nichts ist momentan so, wie es immer war!“
Dieser Tage fiel mir der Satz dieses Clowns ein. Während einer närrisch bunten Veranstaltung vor vielen Jahren stand ein Clown allein auf der Bühne und sprang hin und her und spielte mit dem Wort „verrückt“ und dessen Bedeutungen – ein Clown ist verrückt, weil er vielleicht auffallend gekleidet ist und normale Alltagssituation so karikiert, dass Menschen darüber lachen können. So taucht der Clown auch oft in der Fastnetszeit auf, in einer Zeit, die viele Menschen als Anlass für verrücktes, ausgelassenes, schrilles, lautes und buntes Feiern nehmen. Dieses Jahr fällt dies aufgrund der aktuellen Situation zum größten Teil aus.
Doch trotzdem ist diese Zeit verrückt. Total verrückt ist es, dass wir uns nicht einfach so mit unseren Liebsten treffen können, ich mein Gegenüber zur Begrüßung nicht die Hand geben oder ihn/sie drücken darf! Absurd ist es doch zu überlegen, ob Situation xy nun so sein darf oder nicht. Wie abnormal ist es denn, wie sehr dieser Virus und die Auswirkungen die ganze Welt in Beschlag nehmen?
Also ist die ganze Welt ver-rückt – im beschriebenen Sinne – aber auch in der Weise, dass nichts mehr am gewohnten Platz ist. Der Alltag ist nicht mehr gewöhnlich normal, sondern viele Situationen wurden verschoben: Unterricht findet nicht mehr in der Schule, sondern Zuhause statt; Sitzungen nicht mehr präsent, sondern virtuell und wie verrückt habe ich mich früher auf den Urlaub gefreut und wie sehr bin ich jetzt verrückt nach Normalität.
Im Sonntagsevangelium der kath. Kirche hören wir von einem Mann mit Aussatz: seine Begegnung mit Jesus war auch verrückt, denn sie hat sein ganzes Leben verändert und aus den Fugen geworfen: als aus der Gesellschaft Ausgegrenzter begegnet er Jesus, bittet und dieser hatte Mitleid mit ihm, streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: „Ich will – werde rein!“ (Mk 1,40-45). Ohne verrückt zu werden ist dieser Moment des Aussätzigen verrückt: Er ist nicht mehr krank, sondern geheilt.
Irgendwie unglaublich – also wie verrückt ist das, dass dies einfach so geht: Jesus sagt etwas, dann geschieht es. Es ist kein Zauber, sondern für mich ist diese Erzählung ein Hinweis darauf, wie es möglich sein kann mit Kraft, Wille und im Glauben Berge ver-rücken zu können. Doch wir wollen nicht nur Berge ver-rücken, sondern neue Situationen schaffen, die mehr dem Entsprechen, wonach wir verrückt sind. So lade ich Sie ein, spielen Sie mit dem Wort „verrückt“ in diesen ver-rückten Zeiten:
Was macht mich verrückt? Und wonach bin ich verrückt?
Und lassen Sie sich bei allem nicht verrückt machen – sondern gehen Sie gesegnet Schritt für Schritt durch das Leben, das vor Ihnen liegt.
Gemeindereferentin Katharina Pilz, Eislingen