Ökumenischer Asylkreis Heiningen „Wir lassen niemanden zurück“ (Versprechen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen)
c/o Evang. Pfarramt Heiningen, Kirchstraße 29, 73092 Heiningen
12. November 2020
Herrn Bundesminister Horst Seehofer Bundesministerium des Innern Alt-Moabit 140 10557 Berlin
Offener Brief zur Aufnahme geflüchteter Menschen in Deutschland
Sehr geehrter Herr Minister Seehofer,
der ökumenische Asylkreis Heiningen hat in seiner rund 30-jährigen Arbeit gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit geflüchteten Menschen gemacht. Wir haben Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt und sie in den Schulalltag begleitet, etlichen Erwachsenen Alltag und Kultur unseres Landes vermittelt und viel über die Kulturen von ihren Herkunftsländern gelernt, wir haben junge Erwachsene erfolgreich in Ausbildungsberufe vermittelt, wo dringend Arbeitskräfte benötigt werden (z.B. als Altenpfleger oder Koch) und manches mehr. Manche der Geflüchteten von „damals“ stehen heute erfolgreich im Wirtschaftsleben und haben hier vor Ort Arbeitsplätze geschaffen. Wir sahen uns in dieser Arbeit niemals nur als „Gebende“, sondern immer auch als „Empfangende“. Unser Leben wurde bereichert, ein Teil der Welt ist in Heiningen präsent. Dafür sind wir dankbar.
Die Nachrichten über das fortgesetzte Ertrinken von Geflüchteten im Mittelmeer, die Aktionen der Agentur Frontex (insbesondere das Abdrängen von Flüchtlingsbooten aus europäischen Küstengewässern) sowie die Zustände in den Flüchtlingslagern im Süden Europas befremden und beunruhigen uns in höchstem Maße. In den unwürdigen Zuständen der Lager wachsen Kinder und Jugendliche ohne Schulbildung heran, die man als „verlorene Generation“ bezeichnen muss. Dies alles hat mit „europäischen Werten“ nicht das Geringste zu tun. Viele Orte in Deutschland, die Geflüchtete aufnehmen wollen, werden durch Ihre Politik ausgebremst. Was werden unsere Kinder aus diesem Verhalten lernen?
Jesus Christus sagt: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ (Matthäus-Evangelium 25, 35c) Und die Bundesregierung hat sich mit den NachhaltigkeitsEntwicklungszielen der Vereinten Nationen dazu verpflichtet „niemanden zurück zu lassen“. Wir fordern Sie auf, Ihrer christlichen und politischen Verantwortung gerecht zu werden und zumindest allen deutschen Kommunen, die bereit sind Geflüchtete aufzunehmen, dies auch zu ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Margret Kauderer Pfr. Reinhard Hauff
– für den ökumenischen Asylkreis Heiningen