Sonntagsgedanken: Mach’s gut!

Das Klassetreffen neulich ließ alte Erinnerungen wieder aufleben. Im Kurzdurchlauf standen die Lebensverläufe der einzelnen im Raum und sorgten für manche Überraschungen. Einige Jahrzehnte waren zu überbrücken und am Schluss fiel beim Verabschieden ganz oft der Satz: „Schön war’s und mach’s gut!“

Wie oft hängen wir diese Worte doch an einen Abschied und schicken damit den Wunsch los, es möge dem anderen hoffentlich gut ergehen. Genau betrachtet ist dieses „Mach’s gut“ aber eigentlich ja kein Wunsch, sondern ein Auftrag oder zumindest eine Aufforderung. Und das macht mich nachdenklich. Können wir denn unser Leben wirklich immer gut machen? Haben wir es in der Hand, ob es gut sein wird? Eher nicht, das wurde auch an dem Abend deutlich. Einige waren nicht gekommen, vielleicht sind manche darunter, denen es insgesamt nicht so gut ergangen ist. Eigentlich ein seltsamer Wunsch, dieses „Mach’s gut“ zum Abschied. Aber: Mach aus dem, was dir begegnen wird und das Leben dir an Aufgaben in den Weg stellt das Beste, was dir möglich ist – das ist ein schöner und wichtiger Gedanke. Suche Wege, dass Dinge wieder gut werden können, auch für die, die es schwer haben. Das war schon zu allen Zeiten eine wichtige Grundlage für das Zusammenleben und für eine lebenswerte Zukunft. Dies wusste auch der Prophet Amos, als er vor über 2000 Jahren schrieb: „Setzt euch für das Gute ein, allem Bösen aber kehrt den Rücken! Dann werdet ihr leben, und der HERR, der allmächtige Gott, steht euch bei…“ Der Prophet Amos beschwert sich über die Unterdrückung der Armen, über Bestechung und Ungerechtigkeit den sozial Schwächeren gegenüber. Auch heute braucht es für viele Herausforderungen unserer Zeit Menschen, die das Gute suchen und sich dafür einsetzen. Manchmal werden diese inzwischen kritisch als Gutmenschen bezeichnet und es schwingt darin etwas mit von Naivität und Weltfremdheit. Oder, wie es in einem Lied von Paul Mc Cartney ausgedrückt wird: „All my kindness is taken für weaknesss“ (All meine Güte wird als Schwäche gedeutet). Die Caritas hat ganz aktuell den Begriff des Gutmenschen, der vor einigen Jahren sogar als Unwort des Jahres gekürt wurde, über ihre Jahreskampagne 2020 gestellt. Gutmenschen, so der Tenor, das sind Ermöglicher, die Menschlichkeit pflegen, Zusammenhalt sichern und Haltung zeigen. Genau dies brauchen wir zu allen Zeiten und jetzt gerade wieder besonders. Morgen wird in vielen katholischen Kirchengemeinden der Caritassonntag gefeiert und wir alle sollen ermutigt werden, die Hoffnung nicht aufzugeben, dass sich Dinge wieder zum Guten wenden können. Und uns aktiv dafür einzusetzen, wo es uns eben möglich ist. Denn das Gute zu leben ist etwas Menschenmögliches. Als Gott die Welt und den Menschen erschaffen hat, sah er Stück für Stück, das es gut war. Das allein dürfte uns doch mit Hoffnung erfüllen. Also dann – machen wir’s gut!

Sabine Stövhase

Caritas-Zentrum Göppingen

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