Am 14. September wird in der römisch-katholischen Kirche das Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes gefeiert. Der Tag hat seinen Ursprung in der Auffindung des Kreuzes Christi durch die heilige Helena, die Mutter von Kaiser Konstatin dem Großen, in Jerusalem. Konstantin ließ an dieser Stelle die Grabeskirche erbauen, die am 13. September 335 geweiht wurde. Ein Tag nach der Weihe, am 14. September, soll den Gläubigen das Kreuz erstmals hocherhoben gezeigt worden sein. Auch im Kloster Lorch soll es eine Kreuzreliquie gegeben haben.
Wer war die heilige Helena?
Die heilige Helena, geboren um 248/50 in der Provinz Bithynien am Bosporus, stammte vermutlich aus ärmlichen Verhältnissen. Bekannt wurde sie durch ihren Sohn, den römischen Kaiser Konstantin I. Den Titel erbte er von seinem Vater. Im Jahr 317 verlieh Konstantin seiner Mutter den Ehrentitel „Augusta“ – Kaiserinmutter. Helena wandte sich dem Christentum zu und ließ sich 312 taufen. Durch ihren Einfluss war Konstantin der neuen Religion gegenüber aufgeschlossen. 313 ließ er im Toleranzedikt von Mailand das Christentum als Religion anerkennen: Die Christen wurden nicht mehr verfolgt und durften ihre Religion frei ausüben. Damit ebneten Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena dem Christentum den Weg zur Weltreligion.
Die Entdeckung des heiligen Kreuzes
Mit über 70 Jahren unternahm Helena 326 eine Reise nach Jerusalem. Reiseanlass war ein Traum mit dem göttlichen Auftrag, die heiligen Stätten wiederzufinden. Das Kreuz Christi wurde unter dem Venus-Tempel auf dem Berg Golgota vermutet. Helena grub an der Stelle, bis drei Kreuze zum Vorschein kamen. Um zu beweisen, dass es sich um das Kreuz Christi handelte, soll sie die Fundstücke an einer Toten getestet haben. Diese soll daraufhin zum Leben erwacht sein. Für Helena bestätigte das die Authentizität der Reliquie. Von dem Kreuz soll sie große Stücke mit nach Europa genommen haben. Bis heute gelten sie als Ursprung vieler Kreuzreliquien.
Ein Mönch prüft die Echtheit der Reliquie
Kloster Lorch soll einst ein Stück vom Kreuz Christi besessen haben. Das heilige Holz wurde als Reliquie in einem vergoldeten Kreuz aufbewahrt, das Kreuz wiederum lag eingebettet in einer Tafel aus Silber und Gold. Um die Echtheit zu prüfen, soll der Mönch Nikolaus Vener aus Gmünd ein Stück von der Reliquie abgeschnitten und ins Feuer geworfen haben. Der Span blieb unversehrt. Seit damals, dem 14. Jahrhundert, habe die Kreuzpartikel als echt gegolten, berichtet 1484 der Mönch Wilhelm von Schächingen.
Reliquien und Reliquiare in Kloster Lorch
Tatsächlich gab es viele Kreuzpartikel. Sie kamen oft durch die Kreuzzüge nach Deutschland, direkt aus dem Heiligen Land oder aus Kirchen, die die Kreuzritter unterwegs besuchten. Um diese Späne vom Kreuz Christi entstanden oft Wallfahrten und Wunder. Die raren Stücke erhielten kostbare Hüllen aus Edelmetall, um sie bei Kirchenfesten zu präsentieren. Eine Illustration in den Lorcher Chorbüchern zeigt solche Reliquiare.
Meisterwerk aus Ulmer Werkstatt
Aus der Klosterzeit haben sich in Lorch nur wenige Stücke der Ausstattung erhalten und die angebliche Kreuzpartikel gehört nicht zu ihnen. Allerdings befindet sich noch heute eine kostbare Skulptur im Chor der Klosterkirche: ein Kruzifix aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Resten der originalen Bemalung. Entstanden ist die mächtige Figur in einer Ulmer Werkstatt. Die alte Reichsstadt an der Donau war ein Zentrum der Bildschnitzerei in der späten Gotik. Das Lorcher Kruzifix gibt eine Besonderheit preis, wenn man die Skulptur näher betrachtet. Die Schultergelenke des toten Christi sind bewegliche Scharniere – die Arme der Figur können an den Körper angelegt werden, damit sie während der Passionsspiele an den Tagen vor Ostern feierlich vom Kreuz genommen und zu Grabe getragen werden konnte. Diese Tradition hat sich mancherorts bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Heute ist die alte Figur nicht mehr im Gebrauch, dafür ist sie zu empfindlich. Aber auch, wenn man sie an ihrem angestammten Platz in der Kirche sieht, erkennt man: Einst muss der Besuch eines Gottesdienstes im Benediktinerkloster Lorch ein eindrucksvolles Erlebnis gewesen sein.
Service und informationen
ÖFFNUNGSZEITEN Kloster Lorch
Mi, Do, Sa & So 11.00 bis 16.00 Uhr
EINTRITTSPREISE
Erwachsene 5,00 €
Ermäßigte 2,50 €
Familien 12,50 €
WEITERE INFORMATIONEN
Kloster Lorch
Klosterstraße 2
73547 Lorch
Telefon +49(0)71 72.92 84 97
info@kloster-lorch.com
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