Sonntagsgedanken: Einladung zum Wachwerden: Advent

Der Advent beginnt, eine etwas andere Zeit. In unseren Dörfern und Städten ist dies deutlich sichtbar: Bäume mit Lichtern sind aufgestellt. Der Straßenschmuck ist durch die Bauhöfe der Gemeinden angebracht. In den Geschäften hört man Adventsmusik. Adventskränze und grüne Zweige schmücken Häuser und Wohnungen.

Auch der Nikolaus weist als Vorbote auf Weihnachten hin. Der Advent verändert unsere Umgebung. Aber: Was verändert der Advent bei uns selbst? Für manche beginnt der Advent auch immer viel zu früh und sie schrecken auf. Und nun? Sich vorbereiten auf die Ankunft Jesu? Doch die Versuchung ist groß: Weghören, nichts zur Kenntnis nehmen, gemütlich im Trott verharren, weiterschlafen, verschlafen. Die Gefahr, Entscheidendes zu verschlafen ist groß. So verschlafen wir auch gute Gelegenheiten und Chancen, Meldefristen, eine Absprache.

Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief im Kapitel 13 vom „… aufzustehen vom Schlaf“. Das klingt wie ein Weckruf am Beginn des Advents. Dabei geht es ihm um das Wachsein mitten im Leben, es geht um Lebenshaltungen. Im Advent ist der Schwerpunkt dieses Wachseins auf die Ankunft Jesu gerichtet – und diese könnte sich auf verschiedene Weise vollziehen. Zum einen: Gott will ankommen in seinem Wort. Auf sein Wort zu hören in Lesungen und Evangelien. Und auch wenn wir Texte hundertmal schon gehört und vielleicht dabei auch geschlafen haben, solche Texte können anfangen zu reden, weil wir wach sind und es hören.

Zum anderen: Gott will ankommen im Alltäglichen. Uns ist oft viel selbstverständlich geworden. Der Partner an unserer Seite, Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Wie wäre es, wach zu sein für die Einmaligkeit dieses Menschen, seine Liebenswürdigkeit, seine Treue. Und dann können wir selbst mit unserem alltäglichen Tun zum Engel für andere werden, so wie die Kinder eines Kindergartens dies mit ihrem Engelsbild zum Ausdruck bringen: Die eigenen Hände und Füße werden zum Engel.

Und ein drittes: Gott will sichtbar werden in seiner Schöpfung. Dies könnte heißen, wach und aufmerksam zu sein für das eigene Tun, beim Essen, beim Reisen, beim Kaufen, beim Heizen … . Denn: Wer Gottes Eingreifen erwartet, muss damit rechnen, dass Gott ihn dabei braucht.

Der Advent lädt uns ein, hellwach in die Welt zu schauen und Raum für das Erleben mit Gott zu lassen. Allerdings: Gott kommt nicht nach einem Fahrplan, nicht wie wir es erwarten, nicht nach unseren Vorgaben. Gott kommt anders, überraschend. Und dann kann sich Wachsamkeit lohnen: Das Wesentliche zu sehen, Licht wahrnehmen, für andere Licht zu sein und zu spüren: Gott ist da.

Gesegneten Advent!

 

Norbert Köngeter, Stadtdiakon Katholische Kirche Göppingen

 

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