„Was haben denn die?“ – „Interesse!“

Die Fachkräfteallianz Region Stuttgart bringt Unternehmen und Menschen mit Behinderungen zusammen

Die Fachkräfteallianz Region Stuttgart bringt Menschen mit Behinderungen in Kontakt mit Unternehmen der Region, um dort einen Tag oder einige Stunden mitzuarbeiten. 35 Arbeitgeber aus verschiedenen Branchen und rund 60 Personen nehmen daran teil. Die Veranstaltung findet begleitend zur Themenwoche für Menschen mit Behinderungen der Bundesagentur für Arbeit statt.

Diese Veranstaltung stellt auf unverbindliche Art den Kontakt zwischen Unternehmen und ausbildungs- und arbeitssuchende Menschen mit Behinderungen her, um positive Erfahrungen zu generieren, Berührungsängste abzubauen und dadurch langfristig die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu fördern. Eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am ersten Arbeitsmarkt bedarf des offenen Umgangs miteinander.

Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH und Sprecher der Fachkräfteallianz Region Stuttgart, fasst zusammen: „Menschen mit Behinderungen haben mit verschiedenen Hindernissen zu kämpfen, wenn sie ihren Platz auf dem ersten Arbeitsmarkt suchen. Ein Hemmnis sind oftmals die Vorurteile in den Köpfen des Gegenübers. Diese gilt es zu überwinden, nicht nur, um eine Gesellschaft Realität werden zu lassen, an der alle teilhaben können. Es erschließt sich so der Region auch neues, oft besonders gut ausgebildetes Fachkräftepotenzial.“.

Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart und ebenfalls Sprecherin der Fachkräfteallianz ergänzt: „Bereits zum sechsten Mal stellen die Agenturen für Arbeit bundesweit Menschen mit Behinderungen während einer Aktionswoche in den Mittelpunkt und werben bei Arbeitgebern für mehr Inklusion im Arbeitsleben. Ich freue mich besonders, dass sich in diesem Jahr alle Akteure der Fachkräfteallianz gemeinsam für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen im ersten Arbeitsmarkt engagieren. Zusammen haben wir eine Reihe von Unternehmen dafür interessieren können, beim Thema Fachkräftegewinnung auch auf die Potenziale dieser Gruppe von meist gut ausgebildeten und leistungsbereiten Arbeitskräften zu setzen.“

Stephanie Aeffner, Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, bedankt sich bei der Fachkräfteallianz Region Stuttgart und deren Projektpartnern, dass diese sich dem Thema „Behinderung und Arbeitsmarkt“ im Rahmen ihrer Aktionswoche „Perspektiven gewinnen!“ so intensiv widmen. „Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderungen ist nach wie vor höher als bei Menschen ohne Behinderungen. Dabei sind die arbeitslosen Menschen mit Behinderungen im Schnitt sogar höher qualifiziert. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollte dieses Potenzial nicht ungenutzt bleiben. Deshalb freue ich mich, dass die Fachkräfteallianz mit diesem Projekt Begegnungen ermöglichen und Hürden für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen abbauen will.“

Das Netzwerk für diese Aktionswoche umfasst neben der Fachkräfteallianz Region Stuttgart und der Landesbehindertenbeauftragten auch das Integrationsamt mit den Integrationsfachdiensten (IFD), die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (LAG WfbM), sowie das Zentrum selbstbestimmt Leben e.V. (ZSL).

In mehrmonatiger Vorarbeit sprach das Organisationsteam – bestehend aus Vertretern von Agentur für Arbeit, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Südwestmetall und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH – Firmen in der Region an und überzeugte sie von dem Konzept der Aktionswoche. Wesentlich für das Gelingen des Projektes ist es, passende Partner zusammenzubringen, weshalb besonderes Augenmerk auf dieses Matching gelegt wurde. So wurden für die Zeit zwischen dem 28. November und dem 2. Dezember 2016 rund 60 Menschen in 35 Unternehmen für ein Kurzpraktikum vermittelt. Um den Unternehmen die notwendige Flexibilität anzubieten, ist die Aktion für eine komplette Woche angesetzt. Firmen unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit treffen auf Praktikanten und Praktikantinnen in verschiedenen Lebensumständen. Manche befinden sich am Übergang von der Schule in den Beruf, manche arbeiten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und wiederum andere sind derzeit arbeitssuchend. Allen gemeinsam ist ein großes Maß an Motivation und Neugierde. Auch bei den Firmen ist das Engagement groß.

Auftaktveranstaltung

Zur Einstimmung auf die Aktionswoche können Vertreter der teilnehmenden Unternehmen bei einer Auftaktveranstaltung am 24. November 2016 im Haus der Katholischen Kirche praktische Einblicke in das Leben von Menschen mit Behinderungen gewinnen. Im Rahmen von „Selbsterfahrungsangeboten“ können sie die Herausforderungen durch Barrieren im Alltag für die gleichberechtigte Teilhabe erleben. Was bedeutet es, sich im Rollstuhl oder mit dem Blindenstock zu bewegen, wie ist es, sich nicht mehr auf Ohren oder Augen verlassen zu können, und wie kann der eigenen Hände Arbeit funktionieren, wenn die Feinmotorik nicht so recht will? Diese Simulationen werden vom Partner Zentrum selbstbestimmt Leben Stuttgart e.V. angeboten.

Fokusrunde zum Thema Stellensuche

In den Räumen des Versicherungsunternehmens Allianz Deutschland findet darüber hinaus am Freitag, dem 2. Dezember 2016, eine Fokusrunde rund um Fragen des erfolgreichen Einstiegs in den ersten Arbeitsmarkt statt. Allianz-Angestellte mit Behinderungen geben einer Gruppe von Arbeitssuchenden Tipps, beantworten Fragen und berichten von eigenen Erfahrungen.

Angebot an die Redaktionen:

Vertreterinnen und Vertreter der Presse können gerne an der Auftaktveranstaltung teilnehmen.Auch bei einigen Unternehmensbesuchen besteht für Sie die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Nadine Kollmeyer von der Koordinierungsstelle der Fachkräfteallianz Region Stuttgart (Kontakt siehe unten).

Hintergrund

Noch immer sind Menschen mit Behinderungen in Deutschland strukturell benachteiligt und profitieren nicht gleichberechtigt vom wirtschaftlichen Aufschwung. Sie sind durchschnittlich länger arbeitslos und haben größere Schwierigkeiten, eine Beschäftigung im freien Arbeitsmarkt zu finden. Dabei zeichnen sich Menschen mit Behinderungen durch ein hohes Maß an Arbeitsmotivation aus. Auch können laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit Arbeitslose mitBehinderung häufiger eine betriebliche oder schulische bzw. akademische Ausbildung vorweisen (59%) als Arbeitslose ohne Behinderung (53%). Und selbst wenn sie eine Anstellung finden, arbeiten dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales zufolge Menschen mit Behinderungen häufiger als Menschen ohne Behinderung unterhalb ihres Qualifikationsniveaus, v.a. bei vorhandenem (Fach-)Hochschulabschluss.

Laut Bundesagentur für Arbeit waren in der Region Stuttgart im April 2016 3.729 Menschen mit Behinderungen arbeitslos gemeldet. Im April 2015 waren es 3.844, was einem leichten Rückgang von 3 Prozent entspricht.

Die Fachkräfteallianz Region Stuttgart setzt sich mit dieser Aktionswoche für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am ersten Arbeitsmarkt ein. Eine solche Teilhabe ist nicht nur grundlegender Teil selbstbestimmter Lebensentwürfe, sondern stellt auch ein nicht zu vernachlässigendes, bislang zu wenig genutztes Fachkräftepotenzial dar. Auch im aktuellen Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg zwischen Bündnis 90/Die Grünen und CDU wird das Recht von Menschen mit Behinderungen an der Teilhabe am Arbeitslebenanerkannt.

Über den Veranstalter: Die Fachkräfteallianz Region Stuttgart

Eine wichtige Funktion der Fachkräfteallianz Region Stuttgart ist es, Einrichtungen, Verbände, Institutionen sowie Entscheidungsträger zu vernetzen. In der Allianz sind deshalb die Agenturen für Arbeit der Region (Göppingen mit Esslingen, Ludwigsburg, Stuttgart und Waiblingen), die Industrie-und Handelskammer Region Stuttgart und die Handwerkskammer Region Stuttgart, der DGB Nordwürttemberg und die IG Metall Region Stuttgart sowie die Robert Bosch GmbH, der Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg Südwestmetall und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) vertreten. Den Vorsitz haben Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart, und Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH.

Für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der Region Stuttgart sind die Fragen nach der Erschließung des in der Region vorhandenen Fachkräftepotenzials wichtig. Laut Strukturbericht 2013 ist zu erwarten, dass im Jahr 2030 rund 110.000 Fachkräfte in der Region fehlen werden, wenn nicht gegengesteuert wird. Zu diesem Zweck identifiziert die Fachkräfteallianz Region Stuttgart Handlungsbedarfe in Bezug zur Fachkräftesicherung und nimmt diese im Rahmen von Veranstaltungen und Projekten in Angriff.

www.fachkraefteallianz.region-stuttgart.de

 

Zu den 35 teilnehmenden Unternehmen der Region Stuttgart gehören unter anderem:

  • A & A Car Service UG, Stuttgart
  • ACE Wirtschaftsdienst GmbH, Stuttgart
  • Allianz Deutschland AG, Stuttgart
  • Bäderbetriebe Stuttgart, MineralBad Cannstatt, Stuttgart
  • D. Kuss Meisterfachbetrieb, Stuttgart
  • Die Staatstheater Stuttgart
  • D-mind GmbH, Stuttgart
  • ERKA Internationale Spedition GmbH, Stuttgart-Weilimdorf
  • EWS Weigele GmbH & Co KG, Uhingen
  • Faden Catering, Stuttgart
  • Friseur in der Altstadt, Nürtingen
  • Fritz Schäfer GmbH, Fellbach
  • Garten- und Landschaftsbau Rigon & Littmann GbR, Fellbach
  • Gebrüder Heller Maschinenfabrik GmbH, Nürtingen
  • Hanedan GmbH, Stuttgart
  • Hochland Kaffee Hunzelmann GmbH & Co KG, Stuttgart
  • H.-P. Haag Bäckerei Konditorei Alessandro Haag, Schwaikheim
  • H. P. Kaysser GmbH & Co. KG Systemlösungen in Metall, Leutenbach
  • Ingersoll Werkzeuge GmbH, Vaihingen/Enz
  • JW Fröhlich Maschinenfabrik GmbH, Plochingen
  • Malerwerkstatt Kirchner & Baumgärtner, Hemmingen
  • Nico Kalik Bäckerei, Bad Ditzenbach

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