Ländermonitoring Frühkindliche Bildung: ver.di fordert Verbesserung der Personalschlüssel in Ostdeutschland – im Westen und ganz besonders in Baden-Württemberg ist zudem der Ausbau von Plätzen und Ausbildung nötig

Trotz des massiven Kita-Ausbaus gibt es im Westen Deutschlands weiterhin zu wenig Plätze, während im Osten eine Fachkraft zu viele Kinder betreut. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen in der frühkindlichen Bildung sei Deutschland damit nach wie vor weit entfernt, so die Erkenntnisse des Ländermonitorings 2021 zu den Frühkindlichen Bildungssystemen.

Demnach sind kindgerechte Personalschlüssel in den Kitas immer noch nicht gegeben und können in diesem Jahrzehnt auch nicht mehr erreicht werden. Bestätigt werden diese Ergebnisse auch durch den Kita-Personalcheck, einer Befragung, die ver.di in den letzten Monaten bei den Beschäftigten durchgeführt hat. Danach können die Fachkräfte ihrem pädagogischen Auftrag der Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder nicht ausreichend gerecht werden und müssen schlechte Bedingungen durch individuelles Engagement ausgleichen. Nach den Ergebnissen des Ländermonitorings könnte die demografische Entwicklung in den ostdeutschen Ländern zur Verbesserung der Situation in den Kitas beitragen, sofern trotz der Geburtenrückgänge keine Reduzierung der Fachkräfte erfolge. Damit ließen sich auch im Osten Personalschlüssel realisieren, die dem Westniveau entsprächen. „Gerade die Beschäftigten in den östlichen Bundesländern arbeiten an der Belastungsgrenze. Wir erwarten von den Ländern, Kommunen und Trägern, dass sie diese Chance nutzen, kein Personal abbauen und die Personalschlüssel deutlich verbessern – alles andere wäre fahrlässig“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. In den westdeutschen Ländern steht die frühkindliche Betreuung vor weiteren Herausforderungen. Hier muss der Kitaplatz-Ausbau weiter- und mit dem Ausbau der sozialpädagogischen Ausbildung einhergehen. „Wir brauchen endlich eine attraktive Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher – bundeseinheitlich, transparent und vergütet. Dass immer noch jedes Bundesland machen kann, was es will, ist ein Skandal“, so Behle. ver.di setze sich seit Jahren für eine Ausbildungsoffensive für die sozialen Berufe ein. Das gesamte System gehöre auf den Prüfstand. „Bund und Länder müssen gemeinsam alle Bereiche des Ausbildungssystems ausbauen und einheitliche Qualitätsstandards sicherstellen: von den universitären Ausbildungen der Lehrkräfte und Professorinnen und Professoren sowie der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bis hin zur Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern.“ „In Baden-Württemberg haben wir mit der PiA-Ausbildung zwar ein sehr gutes Modell. Aber darauf hat sich die bisherige Landesregierung ausgeruht. Das war ein schwerer Fehler, wir hätten schon längst viel mehr dafür tun müssen, um die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen.“ ergänzt Martin Gross, Landesbezirksleiter von ver.di Baden-Württemberg. Ver.di hat die Landesregierung immer wieder dazu aufgefordert, in die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte zu investieren. „Nicht einmal gemeinsame Appelle mit den kommunalen Spitzenverbänden und der Bundesagentur für Arbeit haben uns entscheidend vorangebracht, das muss sich durch dieses Alarmsignal, das uns die Studie sendet, dringend ändern.“ so Gross weiter. Die Studie prognostiziert für Baden-Württemberg einen Gap zwischen Arbeitskräfte-Angebot und Arbeitskräfte-Bedarf von minus 19,8% bis 2030 allein schon, wenn gleiche Teilhabechancen auf dem Weg zu kindgerechter Qualität erreicht werden sollen. Damit fehlen in Baden-Württemberg schon ohne professionelle Leitungsausstattung bis 2030 doppelt so viele Fachkräfte wie in NRW und Bayern. Das macht sich laut ver.di in den Kitas schon längst bemerkbar, wurde aber bislang vom Kultusministerium nur allzu gerne hinter den positiven Werten der Baden-Württembergischen Personalschlüssel versteckt. „Betrachtet man die Praxis anstelle der Theorie, dann zeigt sich, dass es da eine eklatante Lücke gibt. Bei uns reicht die tatsächliche Personalausstattung weder an den empfohlenen Schlüssel heran und schon gar nicht darüber hinaus. Um das zu ändern und das Personal zu binden, braucht es von allen Beteiligten eine gemeinsame Anstrengung: mehr gute Ausbildung, ausreichend Leitungsfreistellungen, angemessene Bezahlung und mehr Wertschätzung der Bildungsarbeit, die in den Einrichtungen geleistet wird.“ fordert Hanna Binder, stellv. ver.di-Landesbezirksleiterin.

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

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