In den gestrigen Tarifverhandlungen für die rund 6.400 Beschäftigten im kommunalen ÖPNV haben die Arbeitgeber, der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV), zum Abschluss der Gespräche in Stuttgart statt einem Angebot einen Katalog mit Gegenforderungen auf den Tisch gelegt. Damit droht schon bald eine harte Auseinandersetzung.
Andreas Schackert, ver.di Verhandlungsführer: „Die kommunalen Arbeitgeber wollen die Arbeitsbedingungen in etlichen Punkten verschlechtern, anstatt mit uns gemeinsam den ÖPNV für das nächste Jahrzehnt aufzustellen. Wir sind nicht bereit, den völlig unzureichenden Status Quo mit einem Nullsummenspiel auf viele Jahre festzuschreiben.“
ver.di hat den KAV aufgefordert, bis kommenden Dienstag von seinen Kompensationsforderungen Abstand zu nehmen, und in konstruktive Gespräche einzusteigen.
„Sollten die Arbeitgeber ihren bisherigen Kurs beibehalten, werden wir nächste Woche über ernste Konsequenzen beraten“, so Schackert.
Bereits am Dienstag fand in Mannheim die erste Verhandlungsrunde zwischen ver.di und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) über Verbesserungen der Arbeitsbedingungen im ÖPNV statt. Auch hier ohne ein Angebot der Arbeitgeber.
Die Gewerkschaft will für die rund 8.600 Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr in Baden-Württemberg (TV-N und RNV) unter anderem Entlastungstage deutlich bessere Überstundenregelungen sowie die Anhebung des Urlaubsgeldes erreichen. Im TV-N geht es daneben auch um kürzere Arbeitszeiten, bei der RNV um die Aufwertung der gewerblichen Berufe.
In Baden-Württemberg gilt der TV-N für rund 6.400 Beschäftigte in sieben kommunalen Verkehrsbetrieben in Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Freiburg, Konstanz, Esslingen und Heilbronn. Der Haustarifvertrag bei der RNV gilt für 2.200 Beschäftigte in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Insgesamt werden in den acht Verkehrsunternehmen weit über eine Million Kundinnen und Kunden pro Tag befördert.
ver.di hat zeitgleich den VKA zu bundesweiten Verhandlungen für mehr als 87.000 Beschäftigte in kommunalen ÖPNV-Unternehmen aufgefordert, auch um bundeseinheitliche Standards durchzusetzen.
Schon seit Jahren herrscht – auch aufgrund der hohen Belastung durch die Verantwortung am Steuer und den Schichtdienst – massiver Fachkräftemangel in der Branche, insbesondere Busfahrer*innen werden überall dringend gesucht. Bis 2030 werden bundesweit rund 100.000 neue Beschäftigte benötigt. Eine Entscheidung der VKA-Mitgliederversammlung über die Aufnahme solcher Verhandlungen wird am 19.09. erwartet.
Weitere Informationen:
https://bawue.verdi.de/lbzbw/++co++80b94aa6-eb7a-11ea-a388-001a4a160100
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg