Wilde Wälder für die Wildkatze – BUND vernetzt Baden-Württembergs Wälder und fordert mehr naturnahe Wälder

Dem Lebensraum der Wildkatze geht es schlecht. Die Bäume leiden unter der Klimakrise, sind noch von der Trockenheit und dem Hitzesommer 2018 geschwächt und anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Mit dem Wald leidet auch die Wildkatze. Zumal die Wälder oft durch Straßen, landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Siedlungen voneinander getrennt sind. Das führt zu schwer überwindbaren Hindernissen und Gefahren für die scheue Jägerin. Der BUND engagiert sich bundesweit seit 15 Jahren für die Wildkatze und ihren Lebensraum Wald. Der Verband fordert als Antwort auf das Waldsterben mehr naturnahe Wälder.

Durch das Waldsterben nehmen momentan die Probleme für die Wildkatze zu. BUND-Naturschutzreferentin Lilith Stelzner fordert daher eine Aufwertung der Wälder: „Wir brauchen mehr naturnahe Wälder in Baden-Württemberg. 10 Prozent der Waldflächen sollten wir mindestens der Natur überlassen, ohne dass der Mensch eingreift. Denn die scheue Wildkatze benötigt strukturreiche Wälder mit viel Totholz, in dem sie sich und ihre Jungen sicher verstecken kann.“ Aktuell sind nur 6.800 Hektar, also etwas mehr als ein halbes Prozent der Gesamtwaldfläche in Baden-Württemberg, Bannwälder, also die Urwälder von morgen. „Da muss Baden-Württemberg noch deutlich nachlegen. Es liegt in unserer Verantwortung, der Wildkatze und vielen anderen gefährdeten Tierarten den Raum zu geben, den sie brauchen. Um künftig ein Waldsterben 3.0 zu verhindern, muss das Land mehr Naturwälder schaffen und verstärkt auf Laubmischwälder setzen, die Stürmen und Trockenperioden besser standhalten.“

Klimakrise: Verbundene Wälder wichtiger denn je

Mit dem Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ errichtet der BUND Wildkatzenkorridore. Bundesweit hat er seit 2004 mit vielen Ehrenamtlichen bundesweit 25 Waldverbindungen aus Büschen und Bäumen gepflanzt. So entstehen Wege, über die die Wildtiere sicher zum nächsten Wald wandern können, um genug Nahrung und Fortpflanzungspartner zu finden. „Die Wälder mit grünen Korridoren zu vernetzen, ist in Zeiten des Klimawandels wichtiger denn je. Wildkatze und Co. finden dadurch sichere Wander- und Ausbreitungswege und haben auch langfristig eine Überlebenschance“, sagt sie  Naturschutzreferentin des BUND Baden-Württemberg.

Grüne Korridore in Baden-Württemberg

Dass die Arbeit des BUND bereits Früchte trägt und die Wildkatzenwanderwege zwischen den Wäldern funktionieren, zeigen die Entwicklungen der Populationszahlen. Bundesweit leben heute schätzungsweise 7.000 bis 10.000 Exemplare der scheuen Wildkatze. Im stark zerklüfteten Automobilland Baden-Württemberg ist die Population in den letzten zehn Jahren von null auf immerhin eine niedrige dreistellige Zahl angewachsen. „Das ist ein Erfolg, den wir auch der Arbeit von mehr als 400 BUND-Aktiven zu verdanken haben, die alleine im Südwesten Tausende Büsche und Bäume gepflanzt haben“, freut sich Stelzner.“ So konnte der BUND 2016 zwischen Herrenberg und Nufringen den ersten Wildkatzenkorridor in Baden-Württemberg einweihen. Der Startschuss für den zweiten ist im März 2018 im Landkreis Ludwigsburg gefallen.

Einen aktuellen Knackpunkt gibt es dennoch: Die großen, viel befahrenen Straßen. An der B14 bei Nufringen und an der B27 bei Besigheim muss das Land Querungshilfen wie zum Beispiel Grünbrücken und Unterführungen schaffen, damit Wildtiere die Bundesstraßen gefahrlos überwinden können. „Wir tragen unseren Teil zum Schutz der Wildkatze seit Jahren bei. Nun muss auch das Land in die konkrete Umsetzung gehen und die versprochenen Querungshilfen in Baden-Württemberg verwirklichen“, fordert die Naturschutzreferentin des BUND Baden-Württemberg.

Über das Rettungsnetz Wildkatze

Seit 15 Jahren gestaltet der BUND mit dem Projekt Rettungsnetz Wildkatze bundesweit Wildkatzenkorridore. Im Juni 2016 wurde der erste Korridor Baden-Württembergs zwischen Herrenberg und Nufringen eingeweiht. Der Startschuss zur Errichtung des zweiten Korridors wurde im März 2018 mit dem Projekt Wildkatzenwege im Landkreis Ludwigsburg gegeben. Der Korridor wird den Naturpark Stromberg-Heuchelberg und den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald verbinden. Die beiden Korridore in Baden-Württemberg sind Teil eines nationalen und europaweiten Wildtierwegenetzes für den Erhalt der Artenvielfalt.

Weitere Informationen:

 

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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