Am 26. September 1980 verübte der Rechtsextremist Gundolf Köhler in München auf dem Oktoberfest ein Attentat, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Offiziell handelte er als Einzeltäter, es gibt aber mehr als genug Anhaltspunkte dafür, dass er Hintermänner hatte. Die Sicherheitsbehörden hielten damals einiges verborgen, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, was fatal war, weil dadurch Gerüchten Tür und Tor geöffnet wurden und niemand wusste, was wirklich Sache war.
Der mutmaßliche Täter war Mitglied einer militanten Wehrsportgruppe, von der große Gefahr ausging. Diese Gruppe wurde viel zu lange unbehelligt gelassen. Wäre man damals schon konsequenter gewesen, hätten sich manche Dinge, die uns heute große Probleme machen, vielleicht gar nicht erst ausbreiten können. Heute sind gefährliche rechtsextreme Strukturen verbreiteter denn je seit 1945 und es werden immer mehr. Und das Schockierende: Solche Attentate haben in den letzten Jahren so massiv zugenommen, dass ich mich kaum noch an alle erinnern kann. Es bedarf jetzt einer konsequenten Haltung der Behörden und der Zivilgesellschaft, damit es nicht noch schlimmer wird.
Dann habe ich letzte Woche zum ersten Mal seit langem wieder das Politbarometer auf ZDF angeschaut und war schlicht und einfach schockiert. Wie kann ein konstruktiver, ausgleichender Politiker wie Robert Habeck fast so schlechte Werte wie radikale Demagogen wie Alice Weidel und Sahra Wagenknecht haben, während ein destruktiver Populist wie Friedrich Merz nicht ganz so schlecht da steht? Wie blöd kann ein Volk eigentlich sein, solche Meinungen zu vertreten? Wenn nicht ein Ruck durch die Bevölkerung geht und diejenigen, die wirklich was angehen und bewegen, bessere Werte bekommen, werden die destruktiven Mächte siegen und das Land zugrunde richten.
Darüber hinaus beunruhigen mich fremde Drohnen im NATO-Luftraum. Über Rumänien, Lettland, Litauen und Polen wurden zweifelsfrei russische Objekte gesichtet, die Herkunft derer in Dänemark ist noch nicht geklärt. Es können russische sein, sie können von russischen Schergen kommen oder von Trittbrettfahren, die die Situation ausnutzen und die NATO destabilisieren wollen. Auf jeden Fall kann das nicht sein und man darf es nicht einfach so hinnehmen! Es bedarf jetzt sehr viel Fingerspitzengefühl, wehrhaft zu bleiben, aber nicht unnötig zu eskalieren. Die eindeutig russischen Drohnen müssen abgeschossen werden, damit die NATO die Hoheit über ihren Luftraum behält, aber es darf derzeit noch nicht zu einem Gegenschlag führen, weil die Folgen fatal sein könnten. Doch was kommt als nächstes? Sollte Russland noch weiter eskalieren, muss die NATO entsprechend reagieren, damit Russland nicht die Oberhand gewinnt. Dieses Szenario möchte ich mir gar nicht erst ausmalen…
Mit Sorge blicke ich nach Frankreich, wo Ex-Präsident Nicolas Sarkozy zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, was das ohnehin schon gebeutelte Land noch weiter in Richtung Abgrund führt. Ich konnte diesen Demagogen noch nie leiden und befürworte daher seine aus meiner Sicht gerechte Strafe. Sarkozy war schon als Präsident ein Hetzer und Spalter, der mit für die Polarisierung und den Niedergang der gaullistischen Bewegung in Frankreich verantwortlich ist. Durch Akteure wie ihn wurden die Ränder – und speziell das Rassemblement National – stärker, was zur heutigen Regierungskrise führte, die so schnell nicht gelöst werden wird und das Land noch weiter spaltet. Charles de Gaulle würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er wüsste, war in seinem Heimatland abgeht und ich sehe keinen modernen General am Horizont, der das Land einen kann. Ich bin mal gespannt, wann es in Deutschland auch so weit ist…
Letzte Woche war ich im Rahmen des Tag des Schiene bei einer Veranstaltung der DB, wo ich den Interessierten von meinen Erlebnissen dort berichtet und gesagt habe, dass sie sich gut überlegen sollten, dort anzufangen. Dort traf ich auch auf einen Mann, den ich als sehr positiv und konstruktiv erlebte und der ehrenamtlich schlechte Schüler unterstützt und hilft, Ausbildungsplätze und Arbeit zu finden. Er konnte meinen Unmut zwar gut verstehen, meinte aber auch, ich müsse das Vergangene hinter mir lassen. Diese Haltung ist vom Prinzip her natürlich richtig, hat aber auch seine Grenzen. Da musste ich an dieses Lied denken, dass ich in den letzten Monaten mehrfach hörte:
Zum ersten Mal seit langem hörte ich es kurz nach dem Klassentreffen im Mai. Ich war in der Schule nicht immer glücklich und wurde auch nicht immer fair behandelt. Bei diesem Treffen traf ich aber einige Leute, mit denen ich mich damals nicht gut verstand, mit denen ich mich aber gut unterhalten habe. Das Vergangene war einfach erledigt und „I didn’t look back in anger“. So gibt es sicher noch einige Menschen und Ereignisse in meinem Leben, mit denen ich so meine Probleme hatte, die mittlerweile aber abgehakt sind und auf die „I don´t look back in anger“. Aber es gibt auch Dinge und Personen, bei denen ich das nicht kann. So habe ich z. B. Vorfahren, die so viel Unheil gestiftet haben, dass ich ihnen nicht vergeben kann und die ich bis heute nur verachte. Ähnlich ist es auch bei der DB. Hätte man aus den Fehlern von damals gelernt, könnte ich die Dinge distanzierter betrachten. Leider ist das aber nicht der Fall und ähnliche Missstände wiederholen sich bis heute und werden sogar noch schlimmer. Darum werde ich durch öffentliche Vorträge versuchen, den Druck auf den Konzern zu erhöhen, damit man gezwungen wird, Probleme anzugehen. Der Bundesverkehrsminister sagte neulich, dass viele Menschen die Probleme bei der DB mit Staatsversagen gleichsetzen und damit hat er Recht. Durch die DB verliert die BRD an Legitimität und auch bei uns werden die radikalen Ränder stärker, weil die Mitte die Probleme nicht lösen kann. Meine Aktionen mögen zwar verzweifelt sein, aber ich möchte mir nachher nicht anhören müssen, ich hätte nichts getan!
Marcel Kunz