Sonntagsgedanken: Vertrauen

Ein anderes Wort für Glauben ist Vertrauen. Und Vertrauen ist immer ein Wagnis. Man verlässt sich auf Gott und nicht zuallererst auf sich selbst.

In der Jugendarbeit wird dies gerne mit dem sog. „Vertrauensfall“ praktisch veranschaulicht: eine freiwillige Person lässt sich dabei rückwärts von einer erhöhten Position fallen und wird von den anderen der Gruppe aufgefangen. Die Frage dabei ist: traue ich mich? Vertraue ich den anderen in der Gruppe? Auch denen, die gerne Flausen im Kopf haben?

Wer den Schritt wagt und sich auf die Übung einlässt, merkt schnell, dass es sich lohnt – und auch Freude macht. Auf andere zu vertrauen ist ein lohnendes Wagnis.

Diese Übung lässt sich auf den Glauben übertragen. Vertrauen auf Gott ist auch ein Wagnis; sich auf Gott zu verlassen und nicht zuallererst auf sich selbst, braucht ebenfalls eine Portion Mut.

Ich merke bei mir selbst immer wieder: das ist wirklich nicht einfach! Zu viele „wenn“ und „aber“ kommen einem in den Sinn und halten mich davon ab, voll und ganz zu vertrauen.

Und ich gebe es zu: bei der folgenden Geschichte habe ich mich voll ertappt gefühlt:

In einem Dorf hatte es schon monatelang nicht mehr geregnet. Die Dürre drohte eine Katastrophe zu werden. Die Bewohner suchten nach einer Lösung und beschlossen schließlich, einen weisen Mann aufzusuchen, von dem bekannt war, dass er Wunder vollbringen kann. Sie wollten ihn um Regen bitten.

Das ganze Dorf machte sich also auf den Weg und nach einer langen Reise kamen sie endlich zu der Wohnstätte des weisen Mannes. Die Dorfältesten baten ihn um Regen für ihre Äcker und Felder, die Tiere und die durstigen Menschen.

Der weise Mann antwortete: „Es tut mir leid, aber es wird kein Wunder geschehen, denn ihr besitzt zu wenig Glauben!“

„Aber wie kannst du so etwas sagen“, antworteten die Ältesten. „Wir haben uns extra auf den weiten Weg hierher gemacht, um dich um Hilfe zu bitten. Ist das kein Beweis unseres Glaubens?“

„Nein“, sagte der weise Mann, „wenn ihr wirklich felsenfest an ein Wunder glauben würdet, dann hättet ihr alle einen Regenschirm mitgebracht!“

Auch ertappt gefühlt? Hätten Sie als Teil dieser Dorfgemeinschaft einen Regenschirm mitgenommen?

Glaube ist Vertrauen und Vertrauen ist immer ein Wagnis – weg von sich selbst, hin zu Gott.

Matthias D. Ebinger, Pfarrer in Kuchen

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