Wie oft haben Sie schon gebetet und es hat gefühlt nichts bewirkt? Wie oft haben Sie gesucht und nichts gefunden? Haben Sie angeklopft, aber die Tür hat sich nicht geöffnet?
Das sind Momente, in denen Zweifel aufkommen, Zweifel an Gott und seinen Versprechen. Gerade in diesen Momenten, in denen man Gott am dringendsten braucht, scheint nichts zu passieren oder nicht das, was man sich erbeten hat.
Auch Jesus kennt diese Momente, er teilt dieses Ringen mit Gott. So lehrt er im Evangelium vom Sonntag (Lk 11,1-13) seine Jünger das Beten und vergleicht das Gebet dabei mit der Bitte an einen Freund, der nachts, zu einer Unzeit, kommt und um Brot bittet. Ein Freund bzw. eine Freundin ist jemand, dem bzw. der ich so viel Vertrauen entgegenbringe, dass ich mit jedem Anliegen und auch zu jeder Zeit kommen kann. Jemand, dem bzw. der ich mich offenbare und der bzw. die sich auch mir offenbart. Jemand, der es gut mit mir meint und mich nicht ablehnt oder abwimmelt.
Das Gebet ist, wie auch Teresa von Avila, eine Karmelitin und Kirchenlehrerin aus dem 16. Jh., sagte, ein Gespräch mit einem Freund. Im Gebet vertraue ich mich diesem Freund oder dieser Freundin an – mit meiner Geschichte, meinen Freuden und meinen Stärken, meiner Schwachheit, meiner Schuld oder meinem Versagen.
Gerade in dieser persönlichen Tiefe liegen Verletzlichkeit und aufkommende Zweifel, wenn das Erbetene – wie so oft – nicht eintritt, wenn sich Türen nicht öffnen und man nicht das findet, was man so dringend sucht.
Wer betet, macht diese Erfahrung immer wieder – nicht, weil man die Zweifel und das Ringen mit Gott braucht, sondern weil man trotz allem ein tiefes Vertrauen hat, sich immer wieder an Gott zu wenden. Denken Sie einmal an eine Situation, in der Sie ein größeres Anliegen hatten und es einem Freund oder einer Freundin erzählt haben. Wie ging es Ihnen davor und wie danach? Oft können Probleme im Gespräch nicht direkt gelöst oder offene Fragen nicht beantwortet werden. Doch danach geht es einem oft besser als davor.
Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich trotz allem Zweifel und Ringen immer wieder vertrauensvoll im Gebet an Gott wende, in der Hoffnung und in einer vertrauensvollen Gewissheit, dass sich etwas verändert – in mir und auch in der Welt.
So geht es mal mir und wie geht es Ihnen damit?
Petra Renz
Pastoralreferentin SE Göppingen