Finanzprodukte an der Uni: Einfach mal „Nein“ sagen – Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt Studierende vor Vertriebsmaschen von Finanzberatern

Gerade zu Semesterbeginn, aber auch während der gesamten Vorlesungszeit, sind Werbestände oder Seminarangebote von Finanzdienstleistern auf dem Campus allgegenwärtig. Ziel ist es, Studierende mit nützlichen Geschenken oder kostenlosen Weiterbildungen als potenzielle Kundengruppe zu erschließen. Die Verbraucherzentrale rät Studierenden, zu solchen Vertriebsmaschen konsequent „Nein“ zu sagen und sich stattdessen unabhängig über Geldanlage- und Versicherungsprodukte zu informieren.

Aus Sicht der Verbraucherschützer gehen die von Finanzvertrieben angebotenen Produkte zur Altersvorsorge in der Regel am Bedarf der Studierenden vorbei, sind unflexibel, intransparent, erwirtschaften wenig Rendite und kosten unverhältnismäßig hohe Abschluss- und Verwaltungsgebühren. „Die Vertriebsmitarbeitenden sprechen gezielt Studierende an, um sie mit kostenlosen Seminaren zum Steuersparen, zum Umgang mit gängiger Software oder Bewerbungstrainings zu locken“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Ist der Kontakt erst einmal hergestellt und das Vertrauen gewonnen, versuchen die Vertriebler ihre Finanzprodukte an die Studierenden zu verkaufen“.

Produkte sind unrentabel

Zur Altersvorsorge werden oft fondsgebundene Rentenversicherungen verkauft. Hierbei erhalten die Vermittler:innen die höchste Provision. Außerdem schieben sie den Verbraucher:innen eine viel zu hohe jährliche Dynamisierung der Beitragszahlungen unter, um automatisch auch in Zukunft neue, stattliche Provisionszahlungen der Versicherer an die Finanzvertriebe auszulösen. Die dadurch verursachten Abschlusskosten bewirken, dass solche Verträge sogar auf Sicht von über zehn Jahren noch Minusrenditen verursachen können.

Basisrente ist Verkaufsrenner 

Das Standard-Produkt, das Studierenden am häufigsten angeboten wird, ist die Basisrente – auch bekannt als Rürup-Rentenversicherung. Sie wird gerne als Altersvorsorge kombiniert mit Risikoabsicherung wie einer Berufsunfähigkeitsversicherung verkauft. „Wir raten von derartigen Kombiprodukten ab. Wer Risiken absichern möchte, kann für den jeweiligen Bedarf einen eigenen Vertrag bei einem günstigen Anbieter abschließen. Für den Vermögensaufbau beispielsweise reicht meist auch ein simpler ETF-Sparplan ohne teure Versicherung. So sichert man sich maximale Flexibilität, die für junge Leute besonders wichtig ist“, sagt Nauhauser. „Jeder Euro, der in eine Basisrente angelegt wird, steht später für die Immobilie, die Ausbildung oder die Kinder nicht mehr zur Verfügung, weil er zwangsweise in eine Rente umgewandelt werden muss.“

Basisrenten sind nicht kündbar. Das Geld wird am Ende der Ansparphase ausschließlich als monatliche Rente ausgezahlt, Einmalzahlungen des gesamten Kapitals sind nicht möglich. Sparende müssten 95 Jahre und älter werden, bis sie ihr angespartes Vermögen tatsächlich in Form einer versteuerten Rente erhalten haben.

„Finanzvertriebe verschaffen sich mit vermeintlich unabhängigen Bildungsangeboten Zugang zu Studierenden, um ihnen dann in der Regel nicht bedarfsgerechte Produkte zu verkaufen. Um ihrem Auftrag als Bildungseinrichtung gerecht zu werden, müssen die Hochschulverwaltungen dieser Vertriebspraxis einen Riegel vorschieben“, fordert die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Weitere Informationen

 

PM Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V.

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